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Sankt Anton - Gardasse

Transalp 2003 Sankt Anton - Gardasse (342 km; up 11.447Hm; down 12.675Hm)

Transalp2003-Panorama_Ballino

Prolog - ein Tourenbericht von Werner Schwemberger

Bei der Transalp 2002 hatten mir andere Transalper den Floh ins Ohr gesetzt, das Madritscherjoch zu überqueren. Als Anschlussetappe wurde mir die Sasvennaschlucht empfohlen. Somit waren die Eckpunkte für 2003 gesetzt. Die restliche Streckenführung ergab sich von selbst. Im Winter hatte ich Zeit die Strecke in vernünftige Etappen einzuteilen und Unterkünfte auszusuchen (Tipp: vorweg reservieren ist einfach besser). Der Termin wurde auf Ende Juli festgesetzt um möglichst wenigen Schneefeldern zu begegnen (aufgrund des heissen Wetters in den Wochen davor war diese Befürchtung jedoch unbegründet). Kurz vor dem Tourstart wurde es nochmals stressig: Zimmer reservieren - Gepäck aufteilen - Rücktransport organisieren - trainieren ;-)
Der Wetterbericht für unseren Wahltermin sah zwar einige Gewitter vor, aber keine Kaltfront war in Sicht. Also stand unserem Start nichts mehr im Weg.


GPX-Track

Der erste Tag - St.Anton - Heilbronner Hütte (20 km; up 1.016Hm; 200Hm schieben; 100Hm tragen)

1 Tag

Dieses Jahr starten wir recht gemütlich mit wieder vollzähliger Mannschaft - Fritz, Peter, Martin und ich - von St. Anton (1.280) aus. Zu viert haben wir das allgemeine Gepäck gut aufteilen können. Somit bekommt jeder einen angenehm leichten Rucksack. Aufgrund unserer Erfahrungen haben wir dieses Mal unser Gepäck auf ein unglaubliches Minimum reduzieren können. Ich glänze heuer besonders mit meiner Spezialzahnbürste (Den Trick mit der Wegwerfunterwäsche vom letzten Jahr haben die Jungs bereits kopiert - auf den Hütten werden sie sich über die Abfalleimer noch wundern!).
Wir fahren mit dem Auto zum Startplatz Bahnhof St.Anton (Danke Andreas!) und radeln ganz gemütlich gegen Mittag zuerst über die Bundesstrasse Ri. Arlberg und dann nach dem Ortsende von St. Anton in Ri. Schönverwalltal/Heilbronner Hütte. Der Weg ist überall gut beschildert und nicht zu verfehlen - es handelt sich sogar um eine offizielle Bikeroute.
Es geht immer gut fahrbar über die Konstanzer Hütte (1.576) bis zur Schönverwallhütte (2.001). Ab hier beginnt eine recht anspruchsvolle Schiebe/Trage bis zum Winterjöchl 2.270. Die letzten Höhenmeter sind bis zur Heilbronner Hütte (2.320) wieder fahrbar.

abfahrt_zirl_1_verwalltal

Man merkt deutlich, das wir uns auf einer der 'Haupttransalprouten' befinden - wir treffen jede Menge andere Transalper.
Das Unglaublichste am heutigen Tag sind die Temperaturen (siehe Temperaturkurve im Profil) - bis zu 37 Grad in dieser Höhe! Sogar die Bergbäche sind nur mehr lauwarm. Da wir unsere Rucksäcke auf dem Gepächsträger transportieren, ersparen wir uns sicher einige Liter Schweiss. Trotzdem benötigen wir auf dieser 'Nachmittagsrunde' jede Menge an Wasser. Auf der Hütte bekommen wir dann endlich Wasser mit Mineralstoffen (sprich Bier).

_1_bier

Heute wird noch öfter Nachschub geordert)

Für die Übernachtung ist die Heilbronnerhütte (+00435446/2954) sehr empfehlenswert.
Das Essen ist sehr gut (Menü kann man sich aus der Karte wählen) und die Preise moderat. Mit weniger Bier ist sicher auch die Rechnung geringer ;-)
Wir lassen diesen sehr gemütlichen Tag mit ein paar Watterpartien ausklingen. Peter und ich (die alten Herren) gehen früher schlafen - Martin und Fritz versäumen doch glatt die letzte Bestellung (!!) - und müssen daher auch früher ins Bett.

Der zweite Tag - (Wetterglück) Heilbronner Hütte - Zeinisjochhütte - Ischgl - Heidelberger Hütte - Fimberpass - Sur En (61 km; up 1.423Hm; 350Hm schieben; down 2.575Hm; 100Hm schieben)

2 Tag

Obwohl für heute ebenfalls eine relativ ruhige Strecke geplant ist, wachen wir (besser gesagt Peter und ich) früh auf (6:00) und sind die ersten beim Frühstück. Dies wird sich später noch als grosses Glück herausstellen.
Wir sind unter den Ersten, die die Fahrt beginnen. Auf dem guten Forstweg fahren wir zur Verbellaalpe (1.938) hinunter und weiter zum Zeinisjochstausee (1.822). Dort gibt es einen kleinen Gegenhang (knappe 100 Hm). Auf diesen Gegenhang wird auf der Heilbronnerhütte ausdrücklich hingewiesen. Verfehlt man ihn, landet man im Montafon und ist dann im 'etwas' falschen Tal. Anscheinend ist das schon einigen passiert, obwohl die Abzweigung eigentlich nicht zu übersehen und deutlich angeschrieben ist.
Von hier nehmen wir der Einfachheit halber die Asphaltstrasse über Galtür (1.584) nach Ischgl (1.376).
Von Ischgl geht es bei der Kirche steil, aber fahrbar, über Asphalt (ist im Winter die Schiabfahrt) hinauf ins Fimbertal Richtung Pardatschalpe (1.665) und mit wieder angenehmerer Steigung Ri. Bodenalpe (1842). Ab hier gibt es einen guten Schotterweg über die Schweizer Grenze (2.127) bis zur Heidelberger Hütte (2.256 m). Auch dieser Weg ist sehr gut beschildert - hier benötige ich meine Karten nicht.

_2_schweiz

Wir sind viel zu früh (schon gegen 10:00) auf der Hütte - trotzdem kehren wir hier zur Mittagsrast auf ein Bierchen ein. Diese Hütte ist bestens auf die hier massenweise auftretenden Biker eingestellt und empfiehlt sich als Rast. Für ein zweites Bier ist es uns jedoch doch zu früh und so schieben wir das Bike Ri. Fimberpass (2.605 m). Dieser ist die positive Überraschung des Tages - der Steig hat eine angenehmer Steigung (nicht unbedingt fahrbar) und ist relativ breit. Teilweise können wir hier oben sogar aufsteigen und fahren; Tragen ist absolut nicht notwendig. Landschaftlich finde ich den Pass genial. Sorgen machen mir die rundherum verdächtig zuziehenden Wolken. Also beginnen wir uns zu beeilen. Wir erreichen den Pass ohne Probleme und schiessen das obligatorische Beweisfoto. Von den vielen Bikern, die hier vorbeifahren, wurde bereits mit Steinen ein schöner Standplatz für die Selbstauslösefunktion der Kamera errichtet (Grazie!).
Jetzt folgt ein Spitzen-Trial hinunter. Die ersten 100 Hm muss man das Bike zwar schieben aber danach kann man bis auf ca. 2.000 fast immer fahren. Inzwischen ist der Himmel von dunklen Wolken bedeckt. Am Pass hinter uns blitzt und donnert es. Wir sind froh, dass wir so früh aufgestanden sind - eine halbe Stunde später munter und wir hätten wohl irgendwo Unterschlupf benötigt. Vor allem wären wir nie so gut und trocken über den Trial gekommen. Das Gewitter zieht weiter in unsere Richtung, also folgen wir rasch den breiten Forstweg bis Vna (1.630). Jetzt beginnt es leicht zu nieseln - Regendress überziehen und schnell weiter, hinunter über Asphalt nach Ramosch (1.231) - bei der Kirche rechts hinunter zur Bundesstrasse und wieder rechts leicht aufwärts Ri. Scuol. Gleich darauf kommt links die Abzweigung hinunter Ri. Sur En (1.120). Plötzlich reisst Martin ab. Am Asphalt (!!!!!) fährt er sich zwei Minuten vor dem Ziel bei beginnenden Regen einen Platten ein (Übrigens der einzige bei allen Vieren auf der ganzen Tour). Einen besseren Zeitpunkt gibt es dafür nicht! Wir erreichen die überdachte Brücke über den Inn bevor es so richtig zu regnen beginnt - Martin braucht schiebend genau eine viertel Stunde länger - das reicht zum nass werden.
Man kann sich vorstellen wie er sich ärgert (sonst siehe Foto).

_2_martin

Da ich nicht weiss, wie weit es noch bis zur Unterkunft ist (es waren noch ca. 200 Meter flach) kehren wir im Restaurant vom Campingplatz neben der Brücke ein.Bei ein paar Bierchen sehen wir uns die heutige Tour de France Etappe an und warten den Regen ab. Bei wieder strahlendem Sonnenschein fahren wir die besagten 200 Meter zum Landgasthaus Val D'uina (0041/81/8663137). Für die Schweiz ist diese Unterkunft empfehlenswert. Es ist im Verhältnis zwar der teuerste Abend, aber teure Preise sind ja normal für die Schweiz.
Wir treffen in diesem Landgasthaus auf eine seltsame Kellnerin. Bei der ersten Flasche Wein erklärt sie uns, dass sie noch nie (!!!) eine Flasche geöffnet hat. Wir sollen es ihr zeigen. Hilfsbereit, wie wir sind, trinken wir noch einige Flaschen - damit sie auch richtig üben kann!
Biker tauchen auf, die weniger Glück mit Regen hatten. Ihren Mienen nach zu urteilen hat es sie voll erwischt - Martins Miene hellt sich wieder auf. Nach gutem Essen und Trinken schwächeln Peter und ich schon wieder - wir gehen schlafen. Martin und Fritz (vulgo Fressack) bestellen noch eine Bündnerplatte (gross) und zwecks Weinflaschenaufmachübung für die Kellnerin noch ein Fläschchen.

Der dritte Tag - (ein Traum und ein Problem) Sur En - Sasvennaschlucht - Sasvennahütte - Prad - Sulden (58 km; up 2.206Hm; 250Hm schieben; down 1.482Hm)

3 Tag

Heute ist sogar der Wecker gestellt, damit wir möglichst früh und alleine durch die Schlucht kommen (Peter ist natürlich schon vor dem Weckerläuten wach).
Ein strahlender Morgen begrüsst uns und die Motivation ist am Maximum. Wir sind die Allerersten (alles noch dunkel - noch kein Personal weit und breit) und so satteln wir erst einmal unsere Bikes. In der Zwischenzeit ist das Personal schon beim Werkeln. So müssen wir niemand wecken, um zu unserem ausgiebigem Frühstück zu kommen.
Nach dieser kräftigen Stärkung am Frühstückstisch geht's ins Val d' Uina bis zur Alpe. Bereits hier radelt man durch eine sehr schöne Schlucht - das Geniale folgt aber erst. Nach der Alpe geht es auf einen Steig aber noch immer fahrbar bis zum Schluchteinstieg (ca. 1.900). Ab hier wird es steiler, doch das macht nichts - durch diese grandiose Schlucht schieben wir gerne. Hier wurde von 1908 bis 1910 von den Hüttenbesitzern ein Weg durch die Schlucht gesprengt um die Schweizer Touristen herüber zu locken - mit Erfolg. Durch die senkrechte Wand verläuft der Weg in U-Form und durch zwei Tunnels - überwältigend. Der Fotoapparat macht hier Überstunden. Durch unseren frühen Start sind wir auch ganz alleine und können diese wunderschöne Umgebung noch besser geniessen. Wir sind alle einer Meinung: jeder Transalper muss hier mal durch.

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Nach der Schlucht geht's überraschender Weise meistens fahrbar über leicht ansteigende Wiesenmatten, die italienische Grenze passierend, über den P. di Slingia (2.300) zur Sesvennahütte (2.265 m). Optisch sehr reizvoll gibt es hier die ersten tollen Blicke hinüber ins Ortlermassiv (Da wollen wir ja noch hin).
Da es noch früh genug ist, fahren wir über den zuerst sehr steilen Weg bis zur Mag di dentro (1.923). Erst jetzt kommen uns die Touristenmassen entgegen - die frühe Abfahrt hat sich als goldrichtig erwiesen. Ab hier verläuft ein guter Forstweg, später asphaltiert, hinab ins Vinschgau über Burgeis(1.203), Malles(1.052) und Glurns nach Prad(911).
In Burgeis benötige ich das erste Mal auf der heurigen Transalp meine Karten (Bisher war alles bestens angeschrieben) - man muss sich hier nämlich auf der rechten Talseite halten um möglichst verkehrsarm nach Prad zu kommen.
Bei der Suche nach einem Gasthaus stolpern wir über eine Radwerkstatt. Heuer gibt's nur neue Kettenblattschrauben für mich und Peter bekommt neue Gewinde für seinen Flaschenhalter (Dabei schwächelt der Schrauber doch glatt Peter's Rahmen anzubohren).
Dabei erfahren wir von eine gute Mittagsmöglichkeit. Im Gasthaus Montana bekommen wir ein sehr gutes, ausgiebiges und billiges Mittagsmenü. Natürlich darf der Kraftstoff in Form von Wein nicht fehlen. Die Abrechnung war zwar etwas seltsam - Kaffee galt als Dolce (haben wir doch immer gesagt) - Schnaps geht aufs Haus - Und weil wir kein Fleisch hatten war das Menü billiger - bitte mehrere solche Wirtschaften!!!!

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Jetzt kommt eigentlich ein kleiner Umweg (wir werden morgen Mittag ca. 20 km flach Ri. Osten wieder im gleiche Tal ankommen). Aber ein bestimmtes Joch - das ich mir einbilde - wartet auf uns. Peter zweifelt ein wenig am Sinn der Geschichte ;-)
Von Prad geht's über die Bundesstrasse Ri. Stilfserjoch. Überraschender Weise gibt es nur sehr wenig Verkehr bis nach Gomagoi (1.260). Weiter gehts links auf der Strasse Ri. Sulden(1.900).
Das Unglaubliche ist wieder die Temperatur (35 Grad). Obwohl die Strasse von der Steigung her schön zu kurbeln wäre, überzeugt uns die hohe Temperatur zu einer sehr moderaten Geschwindigkeit.
In Sulden übernachten wir bei Sport Robert (00390473613033) - wieder eine sehr empfehlenswerte Unterkunft. Allerdings ergibt sich ein Problem - die Seilbahn, die normalerweise hier laut Transalpführer als Aufstiegshilfe angepriesen wird, wird heuer neu gebaut. Zwar hatten wir nicht vor, mit der Seilbahn zu fahren - jedoch erklärt uns jeder, dass uns die massenweise hinauffahrenden LKW's die Luft verpesten werden.
Wie jetzt jeder schon ahnen kann, kommt Peter auf die geniale Idee, um 6:00 Früh ohne Frühstück loszufahren. Frühstück auf der Schaubachhütte - und alle Unannehmlichkeiten wären ausgeschaltet - gesagt - getan.
Da ich ganz vergessen hatte, Halbpension anzumelden, bestellen wir eine grosse Platte mit Wurst und Käse. Diese Platte ist wirklich sehr gross - wir hauen uns die Bäuche voll. Der Wein ist hier auch nicht ohne und nach ein paar Schnäpsen mit dem Wirt kommen wir schliesslich doch noch ins Bett. Peter und ich schaffen es wieder früher - Fritz und Martin etwas später.

Der vierte Tag - (dreitausendeinhundertdreiundzwanzig) Sulden - Madritscherjoch - Goldrain - Tarscher Alm (57 km; up 2.817Hm; 1.000Hm schieben; down 2.756Hm ; 300Hm schieben)

4 Tag

Um 5:30 wecken Peter und ich die zwei Prinzen und fahren tatsächlich schon um 5:45 von der Unterkunft weg. Bis zur Talstation geht es noch gemütlich, dann kommt die Rampe zum Joch. Der Weg ist zwar besten hergerichtet, aber teilweise einfach zu steil. Wir schieben das meiste bis zur Schaubachhütte (2.573) und setzen uns, um ein super günstiges !!!9Euro!!! Frühstück einzunehmen. Die Hütte sollte auf Wucherhütte umgetauft werden. (Nein, es gibt auch keine Oben-Ohne-Bedienung, die diese Preisgestaltung rechtfertigen würde - einfach ein schlechtes Frühstück mit unfreundlicher Bedienung).
Plötzlich sagt irgendwer 'es regnet' - unglaublich, eigentlich sind wir bei guten Wetter gestartet. Für Wein und Bier ist es noch etwas früh - also warten wir ungewohnter Weise ohne Getränke. Wie war das noch mit 'nur bei Topwetter??' Bei leichtem Nieseln starten wir Ri. Madritscherjoch (3.123). Unser Wetterglück belohnt unseren Mut. Genau über uns (und in Folge den gesamten Tag) ist ein blaues Fenster. Auch rundherum reisst der Himmel auf und wir bekommen tolle Panoramablicke zu sehen.
Von der Wucherhütte zum Joch ist der Weg bestens - aber steil und nur vereinzelt fahrbar. Erst die letzten 150 Hm wird der Weg zum Steig, der aber auch leicht (wenn man in dieser Höhe von leicht sprechen kann) schiebend zu bewältigen ist.
Bei der Überquerung der 3.000'er Marke ist sofort jede Anstrengung vergessen. Das Ganze wird irgendwie cool!
Am Joch (3.123) werden natürlich die Beweisfotos gemacht. Es gibt nur ein einziges Schneefeld und den Gletschern kann man regelrecht beim Rückzug zusehen. Trotz des heissen Wetters der letzten Tage ist es hier nicht sehr gemütlich. Deshalb beeilen wir uns weiterzukommen.

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Jetzt folgt ein nicht endendwollender Downhill. Die ersten 100 Hm hinunter sind noch zu schieben, dann folgt ein mehr oder weniger fahrbarer Trail (insgesamt sind zwischendurch ca. noch 200Hm zu schieben) bis zur Zufalshütte (2.265). Dieser Trail ist zwar gut aber man benötigt doch einiges an Zeit, die man nicht unterschätzen sollte. Heute haben wir wirklich unglaubliches Wetterglück. Das Madritscherjoch ist jetzt wieder komplett in Wolken gehüllt.
Von der Zufalshütte geht's nochmals 150 Hm auf einen Karrenweg bis zur Enzianhütte - dann 20 bis 25 km Asphalt (zwei, drei kleine Gegenanstiege) bis kurz vor Morter. Leider kümmere ich mich zu spät um ein Gasthaus und so müssen wir noch bis hinunter zum 'Bierkeller' - das kostet 100 Hm. Hier bestellen wir typische Radfahrerspeisen (Hendl mit Pommes; Stelze; Wurst & Käseplatte und langen ordentlich zu - ich beneide wieder einmal Fritz um seinen Appetit.
Witzigerweise treffen wir hier jenen Radfahrer, der uns gestern in Prad die Mittagsmöglichkeit erklärt hat - er hat den Weg im Tal gewählt (seltsam).

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(natürlich sind wir auch romantisch - Sonnenuntergang auf der Tarscheralm)

Vom 'Bierkeller' geht ein Forstweg mit wunderbar angenehm angelegter Steigung hinauf nach Töbrunn (1.718). Allerdings ist dieser Anstieg nach den bereits geleisteten Höhenmeter nicht ohne. Kurz vor Töbrunn bekomme ich sogar einen leichten Hungerast und ich muss einen Müsliriegel (oh Graus) essen.
Durch einen Orientierungsfehler (Danke ihr verfluchten Kompass Karten) fahren wir nicht über die Latscher Alm, sondern wie in der Karte angegeben, weiter hinunter und erst dann hinauf auf die Tarscher Alm(1940) (0039340/3174566). Dieser Spass kostet uns 200 Hm, heute braucht Peter sich keine Sorgen zu machen, dass seine Muskelcreme weniger wird.
Die Tarscheralm ist eine ausgezeichnete Übernachtungsmöglichkeit. Hier stimmt einfach alles und man ist auf die Biker bestens eingerichtet. Auch heute verblüffen Martin und Fritz, obwohl das Abendessen mehr als ausreichend war, musste am Abend noch eine Platte (gross) her. Diese wird, obwohl Peter und ich gar nicht mehr unterstützend eingreifen können, weggeputzt. Nach ein paar Watterpartien und reichlich 'Kraftstoff' und 'Dolce' begeben wir uns zur wohlverdienten Nachtruhe.

Der fünfte Tag - (it's a raining day) Tarscher Alm - Tarscher Pass - Ultental - Rabbijoch - Haselgruberhütte (35 km; up 1.860Hm; 1.000Hm schieben; down 1.356Hm ; 400Hm schieben)

5 Tag

Auch heute - eh schon wissen - sind wir als erste munter. The same procedure as every day - Räder satteln, alles vorbereiten und dann, eigentlich eine halbe Stunde zu früh, beim Frühstück sitzen. Jahrelange Erfahrungen zeigen, dass der Kaffee dadurch auch früher kommt ;-) . Nochmals ein dickes Lob an die Tarscher Alm - auch das Frühstück ist ausgezeichnet. Wieder scheint das Wetterglück auf unserer Seite zu sein. Ich werde meine 'schwere' Sonnencreme los, denn jeder schmiert sich kräftig ein.
Überraschender Weise geht es von der Tarscher Alm auf einem guten (aber viel zu steilen) Weg bis zur Zirmruaunhütte (2.241). Der Weg führt über die Schiabfahrt und ist wegen der Steigung nur auf wenigen Abschnitten befahrbar.
Wir schieben von der Zirmruaunhütte auf immer noch gutem, schmälerem Weg (nur kurze Abschnitte fahrend) Richtung Tarscher Joch (2.450).Das grosse Holzkreuz kann man schon von der Tarscher Alm aus sehen. Die letzten 100 Hm bis zum Joch sind etwas lästiger und wir müssen teilweise tragen. Zum Tarscher Pass(2.527) geht es dann wieder besser. Trotzdem ist dieser Aufstieg leichter als erwartet, er wurde mir als reine Tragestrecke beschrieben.
Über die Sinnhaftigkeit dieser Überquerung lässt sich streiten. Von den Aussichtspunkten her ist sie zwar in Ordnung und um klassisch 'Transalpend' ins Ultental zu kommen wohl die beste Möglichkeit. Unsere letztjährige Asphalt Fahrt über Meran war jedoch vom Aufwand her wesentlich geringer.
Wir machen unsere Beweisfotos und ziehen weiter. Rund um uns wird das Wetter immer schlechter und nach dem Pass überrascht uns der Blick ins Ultental - da regnet es (ja wo ist denn das Wetterglück??). Richtung Meran ist der Himmel komplett schwarz - da schüttet es sicher ganz gewaltig.

_5_tarscher_pass_5_aufstieg_joch

Bevor uns das Gewitter erreicht, versuchen wir möglichst weit ins Tal zu kommen. Es folgt der unnötige Teil des Tarscherpasses, der Trail bis ca. 2.100 ist für uns absolut unfahrbar. Hier würde es wohl Trailspezialisten benötigen - er ist einfach zu steil und verblockt, um sicher hinunter fahren zu können. Wir kommen recht rasch, aber keinen Meter fahrend, auf dem breiten Fahrweg, der vom höhergelegenen Stausee hinab zur Kuppelwieser Alm(1.975) führt, an. Jetzt ist der Tarscherpass in Nebel gehüllt (war ja doch noch ein Glück) und es zieht immer mehr zu - vor uns ein Wetter - hinter uns ein Wetter also weiter ins Tal.
Wir fahren bis zur Alm über Schotter und dann über Asphalt (immer wieder das Wetter beobachtend und das letzte Gasthaus im Gedächtnis behaltend) hinunter zum Zoggler Stausee(1.250). Jetzt beginnt es leicht zu nieseln und wir stellen uns beim ersten Gasthaus unter. Da es aber nur ganz leicht nieselt (oder weil das Gasthaus Ruhetag hat??), fahren wir über die Bundesstrasse nach St. Gertraud. Wir kommen fast trocken in St. Gertraud an und beschliessen nach langem Hin und Her einzukehren. Hier bekommen wir trotz der frühen Stunde eine Portion Nudeln (und natürlich Wein). Jetzt fängt es richtig an zu regnen - also trinken wir noch einen Liter Wein. Zum Glück hört der Regen wieder auf, sonst wären wir hier wohl nicht mehr weggekommen. Wir fahren im Nebel über den Forstweg hinauf zum Rabbijoch, Peter und ich gemütlicher - Fritz und Martin haben noch Hunger und fahren voraus zur Alm auf zirka 1.850. Als wir die Alm erreichen, sitzen sie schon gemütlich davor und haben schon Wein und (eh klar) Platte gross bestellt (zirka eineinhalb Stunden nach Mittagessen).
Peter und ich ertragen diesen Appetit der beiden nicht mehr und beschliessen voraus zu fahren (auch wegen des unsicheren Wetters). Von der Alm geht zwar ein fahrbarer Weg weiter - wir spüren aber doch schon die Mühen der letzten Tage und schieben lieber bei gemütlicher Unterhaltung weiter zur Bärhap Alm (2.300). Ab da geht dann ein etwas anstrengenderer Steig bis zum Joch (2.467). Das Wetterglück bleibt uns treu. Obwohl es nebelig ist und wir keine Sicht haben, werden wir nie nass. Egal - von den Aussichtspunkten her wäre heute sowieso nichts Topmässiges gewesen.

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Vom Joch geht's vielleicht noch fünf Minuten hinunter zur Haselgruberhütte (2.425) (0463/985175). Diese kenne ich schon vom letzten Jahr und die Qualität hat sich nicht verschlechtert. Wir bestellen ein Bier gegen den Durst und gehen dann das Zimmer beziehen und Duschen. Heuer lösen wir das Rätsel der Dusche - man benötigt eine Münze fürs Heisswasser - letztes Jahr hätten wir wohl auch früher (und nüchterner) duschen gehen sollen.
Peter und ich sitzen schon beim ersten Liter, als Fritz und Martin auftauchen. Die vollen Bäuche waren wohl schwer übers Joch zu tragen (klingt da schon wieder mein Appetitneid durch?) Die zwei gehen natürlich nochmals zurück zum Joch um das Beweisfoto mit Peters Apparat zu schiessen (memmenhafterweise ohne Räder).
Die Versorgen auf dieser Hütte ist ausgezeichnet - Essen bis zum Abwinken! Sogar Fritz schwächelt ein wenig bei dem vielen Essen; nur Martin haut sich die zweite Portion Nudeln rein.
Nach einigen Litern Kraftstoff und ein paar Watterpartien schwächeln Peter und ich wieder einmal. Allerdings versagen auch Fritz und Martin ein wenig - sie übersehen doch glatt den Küchen- und Espressomaschinenschluss und bekommen nur noch Apfelstrudel mit Grappa.

Der sechste Tag - (Orientierungsprobleme) Haselgruberhütte - Dimaro - Madonna - Passo bregn de 'ors - Stenico - Ponte Arche - Passo Ballino - Riva (110 km; up 2.155Hm; 250Hm schieben; down 4.453Hm)

6 Tag

Es wird ja klar sein das wir auch heute die Ersten sind. Martin scheint nicht zu akzeptieren, dass Tagwache ist. Mit ein bisschen Rütteln geht es dann doch. Auch beim Frühstück gibt es hier nichts zu bemängeln und wir hauen uns die Bäuche für die heutige lange Etappe richtig voll. Ein traumhaft schöner Tag begrüsst uns heute, da kommt doch Freude auf.
Der Trail hinunter bis ca. 2.000 ist uns ja vom Vorjahr bestens bekannt, aber anscheinend haben wir letztes Jahr wesentlich mehr Kraftstoff getankt, heuer mit weniger beeinflussenden Dämpfen geht der Trail wesentlich einfacher zu fahren ;-). (Vielleicht drei, viermal aus Vernunft absteigen und ganz zum Schluss 20 Hm schieben.
Danach folgt ein langer, guter Forstweg bis Piazzola (1.330) und ab hier geht es weiter über Asphalt bis Male (755). Da wir so früh am Weg sind, ist es noch recht frisch. Die Sonne fällt noch gar nicht richtig ins Tal herein und der Downhill bis Male zieht sich ohne nennenswerte Gegenanstiege über 25 km. Peter hat ganz vergessen, die lange Hose anzuziehen und beleidigt sein schon lädiertes Knie noch einmal. (Das bereut er später noch bitter)
In Male ziehen wir uns um und geniessen die jetzt schon kräftigen Sonnenstrahlen. Wir fahren auf der Hauptstrasse hinüber nach Dimaro (767) und biegen links Richtung Madonna ab. Nach Dimaro in der ersten Kehre kann man entweder geradeaus über Schotter oder der Strasse folgend über Asphalt fahren. Nach den letztjährigen Verkehrserfahrungen und aufgrund des schönen Wetters heuer fahren wir natürlich mit Schotter unter den Stollen.
Dieser Weg wurde allgemein von der Orientierung her als problematisch beschrieben. Zuerst fühle ich mich verarscht. Riesige Schilder zeichnen die Mountainbikestrecke nach Madonna aus. Bis man zu einer Abzweigung kommt, bei der ein Schild nach links und eins nach rechts weist - natürlich beide Richtung Madonna. Ich ziehe meine Kompasskarte aus den Köcher und fluche schon wieder. Auf dieser Karte ist es mir unmöglich festzustellen, welcher Weg der geeignetere wäre. Wir fahren links. Dieser Weg geht jedoch etwas auf und ab. Ich vermute, dass der rechte Weg in gleichbleibender Steigung weitergeht. Der rechte und der linke Weg münden später ineinander (meiner Meinung nach). Dieser Weg geht weiter den Bach entlang hinein ins Tal. (Vielleicht könnte mir jemand schreiben wie's wirklich ist)
Vom richtigen Weg kommen wir erst an einer Stelle ab, an der rechts ein Wegweiser nach Madonna steht und die linke Abzweigung nicht mit meiner Karte übereinstimmt. Also fahren wir rechts über den teilweise schlechten (aber fahrbaren) Weg nach Madonna. Zum Glück ist das kein Problem - man kommt drei Kilometer vor dem Passo Campo Carlo Magno (1.611) auf die Asphaltstrasse und fährt relativ flach zum Pass (Also Achtung in diesem Tal!)
Heute bin ich anscheinend der Motivierteste. Martin hat sich eine Verkühlung eingefangen, Peter hat ein kaltes Knie und Fritz scheint noch etwas betrunken zu sein. Also weiterfahren, die werden sich schon wieder einkriegen, sind ja nur noch einige Höhenmeter ;-)

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Durch Madonna, ein riesiger Ort mit jeder Menge Hotelburgen, ist die Orientierung auch nicht einfach. Vor allem suche ich die Abzweigung nach links ins Val d'Agola. Ich verwerfe schon fast den Plan über den Passo bregn de d'ors zu fahren, aber wir haben noch genug Zeit. Wir fahren also die erste Abzweigung versäumend bis nach S. Antonio (1.210) und dann den Wegweiser ins Val d'Agola und Val d'Brenta folgend. Die frühere Abzweigung, die nicht angeschrieben ist, hätte uns vielleicht 50 Hm gespart. Drinnen im Tal, bei der Kehre über die Brücke, folgen wir den Weg rechts ins Val d'Agola (Links ginge es ins Val d'Brenta)
Der Forstweg bis zum Lago di Val d'Agola wurde von einen bikerfreundlichen Architekten angelegt - in herrlich gemütlicher Steigung kommt man bis zum See.
Der See liegt wunderbar und ist den Umweg absolut wert. Vor allem ist die Asphaltabfahrt von Madonna nach Tione kein schöner Transalpabschluss. Hier am See ruhen sich schon einige Transalper aus und geniessen das Panorama. Auch wir legen uns erst mal ins Gras und werfen etwas Energie, in Form von Müsliriegel ein (Igitt). Eigentlich wäre jetzt ein Schläfchen angenehm, aber ausgerechnet Peter redet von Weiterfahren.
Also gehen wir unsere letzte Schiebestrecke an. Wir gehen rechts um den See herum und folgen dann der Markierung Richtung Passo bregn de d'ors (1.823). Um den See können wir noch ein bisschen fahren, aber dann ist Schluss mit lustig. Es folgen nochmals ca. 250 Hm Schiebestrecke, allerdings ist der Steig wieder schön breit und man kommt relativ problemlos hinauf. Optisch ist dieser Übergang ein Hammer, man hat rundherum ständig tolle Blicke in die Brenta. Endlich ist diese letzte Schiebehürde geschafft und ich habe eine letztes Orientierungsproblem. Am Pass steht zwar ein Wegweiser, aber der Entscheidende fehlt (wie sehr die Kompasskarten helfen, könnt ihr euch ja vorstellen). Also greife ich zu meinen fünf Brocken italienisch und bitte eine freundlich Signora um Hilfe - die hat doch glatt ein Kartenmaterial, welches auch diesen Namen verdient, und hilft uns so weiter. Die Abzweigung, die ich vorher nehmen wollte, wäre wohl ein Fiasko geworden (Also hier links). Es geht jetzt über einen fahrbaren Steig, flach hinüber zur Abzweigung Malga Movlina. Dann geht's ein Stück trialend und auf einem immer breiter werdenden Weg zur Malga. Langsam kommt die Motivation bei meinen Begleitern zurück. Foto's werden geschossen und wir machen uns auf den Weg zur Rif. Ghedina (1.116), die wir als Jausenstation auserkoren haben. Diese Abfahrt ist ganz schön lange - wir haben Hunger und wir müssen noch 1.200 Hm zerstören.
Endlich kommen wir beim Rifugio an und bestellen ordentlich. Hier macht man inzwischen ein sehr gutes Geschäft mit den Bikern. Mehrere Gruppen von Bikern sitzen schon - andere kommen immer wieder hinzu. Nach Nudeln, Wein und Dolce (4x4) ist die Motivation endgültig zurückgekehrt und wir starten zum letzten Teilabschnitt.

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(ist da irgendwer müde)

Vom Rifugio aus geht's nochmals einige Kilometer durch das Val d'Algone (inzwischen Asphalt) bis man auf die Strasse trifft, die leicht aufwärts nach Stenico (660) führt. Von dort geht's nochmals hinunter nach Ponte Arche (400). Die Blicke hinüber zum Passo Ballino und ins Val di Lomasone sind genial. Wieder müssen wir öfters zum Fototermin anhalten. Von Ponte Arche gibt's die letzte Bergwertung hinauf zum Passo Ballino (790). Eigentlich wollte ich ja noch durchs Val di lomasone fahren. Diesen Plan hab ich aber aufgrund meiner tollen Karten (soll auch noch recht lustig zum Orientieren sein) verworfen.
Wir fahren recht moderat diese letzten vierhundert Höhenmeter zum Passo hinauf und brausen dann die letzte Abfahrt über den Lago di Tenno hinunter nach Riva. Natürlich sind auch hier die Fototermine Pflicht.
Die Unterkunft haben wir diesmal in Varone (Hotel Gioiosa 0464.521356 = auch zu empfehlen) und daher machen wir dort einen Zwischenstopp. Unser Empfangskomitee erwartet uns schon. Nach einen gemütlichen Bier am hoteleigenen Pool fahren wir (richtig Transalp beendend) hinunter nach Riva zum Hafen. Hier feiern wir bei einen Liter Wein unsere erfolgreiche Transalpüberquerung.

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Fritz hat natürlich noch nicht genug. Er muss am Samstag mit Martin noch auf den Tremalzzo fahren (ich hätte keine Chance gehabt) und am Sonntag überredet er Peter noch zur Fahrt auf den Passo Rochetta. Nächstes Jahr müssen wir ihm noch mehr Gepäck aufladen - der war nicht ausgelastet.

Nach sechs Tagen mit tollen Erlebnissen und sehr viel Wetterglück werden wir sicher auch nächstes Jahr wieder irgendeine verrückte Unternehmung durch irgendein Gebirge unternehmen. (Einen Plan hätte ich da schon)
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