Ein Bericht von Werner Schwemberger
Prolog (76,5 km; 1.725 Hm)
Nach mehreren Ideen und Umplanungen ist aus der Transalp heuer eigentlich eine Runde geworden. Von Osttirol durchs Belluno und Friaul bis Slowenien und zurück über Friaul und Kärnten wieder nach Osttirol. Wir treffen uns schon am Mittwoch in Lienz. Da Fritz heuer eine Spezialvorbereitung gemacht hat (3.000 Höhenmeter !!), beschließen wir zur Einstimmung und als Training die Helmrunde zu fahren. (Lienz – Innichen – Sexten - Lärchen- und Hahnenspielhütte – Helmhaus – Sillianerhütte – Leckfeldalm – Sillian). Aufgrund des heurigen Wetters (es war wechselhaft bis schlecht) gibt es, von der Sillianerhütte hinunter zur Leckfeldalm für diese Jahreszeit, ungewöhnlich große Schneefelder. So können wir gleich das Stapfen im Schnee üben. Glücklicherweise ist der höchste Punkt der heurigen Transalp nicht höher als 2.200, sonst hätten wir bereits heute eine Absage machen können. Ich denke, dass die Tour vom letzten Jahr heuer wohl nur mit Schneeschaufel zu bewältigen wäre. Nachdem Fritz nun gut durchtrainiert ist, können wir die Transalp starten. Leider ist der Wetterbericht alles andere als gut (was heuer ja leider die Regel ist) und wir überlegen uns schon eine Verschiebung der Transalp - aber schließlich entscheiden wir uns doch für den Start.
1.Tag Einradeln ins Val Visdende (61,9 km; 1.681 Hm)
Durch die Etappenplanung ergab sich heuer, als zweite Einstimmung, eine relativ gemütliche Etappe von Lienz übers Tilliacherjoch ins Val Visdende. Wir starten relativ spät (10 Uhr) in Lienz und fahren über den Radweg durchs Drautal bis Tassenbach.
Hier fahren wir über die Bundesstrasse hinauf zum Kartitschersattel und ein Stück hinunter bis Obertilliach. Endlich ab in die Botanik! Ein sehr schön angelegter Forstweg führt über den Klapfsee bis kurz vor die Porzehütte. Wie heuer noch öfters, lassen wir ein Lokal aus (Entschuldigung Martin – aber das Wetter) und fahren über den (extra für Biker!!!) wieder hergerichteten Weg, hinauf zum Tilliacherjoch. (Eigentlich gehört dieser Teil zur neuen grenzüberschreitenden Mountainbikerunde, die Italiener wissen davon anscheinend noch nichts). Hier gibt es wieder zwei Schneefelder, die aber kein großes Problem darstellen. Das letzte Stück zum Joch ist eine ausgewiesene ‚Mountainbike-Schiebestrecke’, wohl aus Angst vor Unfällen. Da wir noch genug Action vor uns haben, probieren wir erst gar nicht diesen steilen und ausgesetzten Weg zu fahren. Das Joch ist ein toller Aussichtspunkt (heute lässt das Wetter sogar einige Blicke zu) und wir machen ein paar Beweisfotos.
Bei der Abfahrt (Abstieg) machen wir einen kleiner Fehler. Wahrscheinlich wäre es besser zuerst weiter rechts hinaufzuschieben, denn dann sollte man auf jenen breiten Weg treffen, den wir nach ca. 100 Hm hinunter schiebend und kletternd erreichen. Er ist zwar breit, jedoch nicht so gut hergerichtet wie auf der Auffahrtsseite. Die Abfahrt gestaltet sich dadurch etwas ‚holprig’. Weiter unten wird die Strasse immer besser und ist sogar teilweise asphaltiert. Bei den Almgebäuden der Locanda Alpina zweigen wir rechts ab zur Unterkunft Albergo Miravalle. Wie sich herausstellt, habe ich zwar in einen Albergo Miravalle reserviert, aber nicht in diesen! Allerdings freut sich der Hüttenwirt über das unverhoffte Geschäft und wir werden herzlich aufgenommen. Zimmer mit Dusche und WC sind vorhanden und kulinarisch gibt es auch nichts zu bemängeln. Nach dem dritten Liter schmeckt der Hauswein auch schon recht gut und einen gemütlichen Abend mit Kartenspiel steht nichts mehr im Weg.
2.Tag !!Pathfinder!! (44 km; 1.860 Hm)
Nach geruhsamer Nacht und morgendlichem Frühstück munkelt der Wirt irgendetwas von einem nicht so schönen Wetter (wahrscheinlich wollte er, dass wir noch einen Nacht bleiben). Aber Mut kann man sich nicht kaufen und als Vorsichtsmaßnahme schnallen wir Martin ein Fass Bier aufs Rad (falls wir wieder an einen Lokal vorbeifahren). Aber irgendwie hat er es nicht richtig befestigt, da ist er selbst Schuld. Das Wetter ist wirklich nicht so toll und dadurch können wir die (erahnbare) tolle Aussicht nicht genießen. Nach dem Gewitter in der Nacht ist der Weg auch sehr nass und die Bäche führen recht viel Wasser (siehe ein wenig weiter). Zuerst fahren wir wieder zurück zur Locanda Alpina und ab jetzt geht es gemütlich aufwärts Ri. Gasthaus Da Plenta. Ab hier begeben wir uns in unbekanntes Gebiet und das richtige Transalp-feeling kommt auf.
Zum Rifugio Piave hat Peter den Sentierio 137 ausgewählt. Aus spärlichen Internetberichten wissen wir, dass dieser Weg im Jahr 1999 (oder so) durch ein Unwetter ‚etwas’ in Mitleidenschaft gezogen wurde. Trotzdem fahren wir frohen Mutes beim Gasthof Da Plenta (Entschuldigung Martin) vorbei und den Sentiero 137 suchend (man muß bei jeder Abzweigung aufpassen – TIP Tabacco Karten) Ri. Rifugio Piave. Der Weg ist relativ gut zu befahren und Peter meint noch, dass die Leute aus den Tourenberichten im Internet viel mehr Pech hatten – bei ihnen war der Weg ja vermurrt und sie mussten im Bachbett den Weg suchen!! Wir fahren den Weg weiter, der immer schlechter (aber noch fahrbar) wird. Plötzlich stehen wir am Wegende. Aber da!! Eine Makierung im Bach und noch eine und noch eine…… Insgesamt 5x überqueren wir den Bach. Wie durch ein Wunder fallen wir nicht ins Wasser und meistern alle Querungen (….nächtliches Gewitter) mit (na ja) Bravour.
Nach diesem kleinen Abenteuer wird der Weg wieder besser und wir können aufsitzen. Nach Überquerung einiger Baumstämme und sonstigen Hindernissen, kommen wir an der Piave Hütte an (Entschuldigung Martin). Nach schießen von Beweisfotos und Herstellung der Adjustierung (ganz schön frostig) fahren wir den asphaltierten Weg hinunter. Eigentlich wollen wir am Passo Avanzo links ins Avanza Tal bis Forni Avoltri fahren. Wir versäumen jedoch die Abzweigung und fahren die Asphaltstrasse bis Cima Sappada. Leider muß Peter 200 HM nach dem Passo Avanza das Kartenmaterial studieren und das kostet die fünf Minuten, die wir noch von Cima Sappada bis Forni Avoltri gebraucht hätten. (Bis hierher war es trocken). Jetzt beginnt es zu regnen und wir suchen Unterstand (Leider ohne Gasthaus – aber es ist auch noch viel zu früh)
Der Regen hört zwar bald auf, die Strasse ist aber sehr nass und die Abfahrt ist dadurch unangenehm. Unsere Regenausrüstung bewährt sich und meine Überschuhe sind Goldes wert. Von Forni Avoltri hinauf nach Collina wird das Wetter wieder besser und langsam meldet mein Magen seine Ansprüche an. Der Massentourismus hat hier noch keinesfalls Einzug gehalten und wir fahren Restaurant suchend immer weiter und weiter und weiter … Fritz und Martin zeigen schon Schwächeanzeichen und nachdem auch beim Camping Collina das Gasthaus zu ist, (trotz Aperto Schild) wird das Pelleton ganz schön unruhig. Fritz meint sogar zu wissen, dass es ab hier kein Gasthaus mehr gibt (dabei weiß er nicht einmal auf welchen Kontinent wir uns befinden). Zum Glück hat das Rifugio Tolazzi geöffnet und die hungrige Meute kommt zu ihrem Recht.
Da es schon wieder zu regnen beginnt wird das Mittagessen etwas ausgedehnter. Leider ist nicht eingeheizt, sonst wäre es hier richtig gemütlich. Wieder haben wir Glück und der Regen hört auf. Wir fahren Ri Marinellihütte weiter, doch durch den Regen ist der Weg sehr tief und wir müssen teilweise schieben. Oben auf der Hütte erwartet uns eine warm eingeheizte Stube. Fritz übernimmt gleich den Job des Heizers und wir können unsere gesamten feuchten Sachen trocknen. Die Hütte geben wir gerne als Tipp weiter, die Bewirtung und Preise sind ausgezeichnet. Die heutige ‚Wegsuche’ wird natürlich ausgiebig begossen (Manche etwas mehr, andere weniger).
3.Tag …it’s a raining day… (46 km; 149 Hm)
Heute ist kein guter Tag!! Als wir am Morgen aufstehen, regnet es stark und von Weiterfahrt ist keine Rede. Am Programm würde eigentlich die Überquerung des Sella Cercevesa von Timau über den Sentiero 407 zur Cra Ramaz und über den Passo del Cason di Lanza nach Pontebba stehen. Das haken wir schon am Morgen ab. Es wird beschlossen, die Alternative über Paularo bis Resiutta zu fahren und bei Wetterbesserung irgendwo einen Abstecher ins Gemüse zu machen. Starten können wir sowieso noch nicht, da Fritz nach einen nächtlichen intensiven Italienisch Kurs noch nicht beim Frühstück erschienen ist. Wir taufen den Hüttenhund auf Fritz um und bieten der Hüttenwirtin als Geschenk unseren Fritz an. Dankend lehnt sie ab und schwafelt irgendetwas von ‚Ich habe schon genug Probleme’!!! Unser Glück bleibt uns hold und es hört auf zu regnen. Wir ziehen uns so ziemlich alles an, was wir dabei haben und starten den Downhill ins Tal. Die Abfahrt ist komplett fahrbar, aber wieder ziemlich ruppig. Der erste Defekt trifft Fritz, er hat einen Patschen (das soll nicht der letzte sein). Der ist zwar gleich behoben, aber leider beginnt es wieder leicht zu tröpfeln. Wir münden in die Strasse vom Plöckenpass und fahren Ri. Timau. Der Regen wird immer stärker, zum Glück kommen wir gerade an einen Gasthaus vorbei (Tipp Casetta in Canada). ……..das wird ein sehr langer Einkehrschwung….
Zuerst trinken wir gemütlich einen Kaffee und danach probieren wir, wie hier das Bier schmeckt (Paulaner, welches der Wirt selbst aus Bayern importiert). Da es auch weiterhin nicht nach Regenpause aussieht, gönnen wir uns ein ordentliches Mittagessen. Bevor wir den zweiten Liter Wein ordern, frage ich vorsichtig nach, ob es hier eine Schlafmöglichkeit gibt. Kein Problem, alles vorhanden. Die Wirtsleute sind froh, dass sie zumindest uns als Gäste haben – viel ist heute nicht los. Bevor wir den dritten Liter ordern und endgültig fahruntauglich werden, kommt doch noch die Sonne heraus. Obwohl das Lokal sehr gut ist, möchten wir doch noch ein paar Kilometer kurbeln und wir schwingen uns auf die Räder.
Wir fahren die Strasse bis nach Paluzza (immer leicht bergab) und (damit es schneller geht) über die Superstrada bis nach Tolmezzo. Hier links weiter Ri. Amaro und es beginnt schon wieder zu tröpfeln. Wir ärgern uns über unseren Entschluss, weiter zu fahren und ich sehe uns schon klitschnass unter einem Baum stehen. Jetzt passiert uns ein Fehler: Wir fahren von der Superstrada ab und irren Herbergesuchend über Cavazzo hinauf nach Cesclans. Nirgendwo ist eine Unterkunft zu entdecken; immer lauter grollt der Donner und aus Verzweiflung folgen wir einen nicht sehr einladend wirkenden Schild zu einem Gasthaus. Zumindest ist die Bar geöffnet und wir kehren ein. Wir fragen in unserem gebrochenen Italienisch, wo es eine Nächtigungsmöglichkeit gibt. Der Wirt meint, dass derzeit noch nichts geöffnet hat und wir unser Glück am See versuchen sollen (wir haben von dieser Gegend nicht mal eine Karte mit, welcher See?!?!). Da ist guter Rat teuer. Wir beschließen, hier zu warten und in der nächsten Regenpause unser sprichwörtliches Glück zu versuchen. Wahrscheinlich schauen wir recht zweifelnd aus, denn der Wirt erklärt uns plötzlich, dass er zwar geschlossen hat, aber ohne Rechnung würde sich schon was machen lassen (wer braucht eine Rechnung?!?!). Nach langen Überlegungen (ca. 0,00001 Sec) stimmen wir zu und er zeigt uns ein Appartement mit zwei Zimmern und Dusche. Abendessen ist natürlich kein Problem. Nachdem wir unsere Adjustierung wieder hergestellt haben, trinken wir an der Bar noch ein Gläschen. Nach einen sehr guten Abendessen (Vorspeise große Platte San Daniele Schinken – natürlich gleich Nachschlag bestellt) und gesehenem EM Spiel gehen wir zufrieden schlafen.
4.Tag Slowenien (80 km; 1.775 Hm)
Wir wachen ziemlich früh auf und nach reichlichem Frühstück (die Platte vom Vortag wurde wiederholt) machen wir uns auf dem Weg nach Slowenien. Das Wetter ist wieder freundlich und das Radfahren macht gleich viel mehr Spass. Zuerst fahren wir zurück auf die Superstrada und über Amaro (kurz nach der Ausfahrt, die wir gestern gewählt haben steht ein Albergo direkt an der Strasse – aber wir sind über die gestrige Unterkunft nicht beleidigt) nach Resiutta. Hier treffen wir wieder auf die Strecke nach unseren ursprünglichen Plan von Pontebba über den Sella di Cereschiatis nach Resiutta. Wir folgen gemütlich der Strasse der Resia entlang und dann steil bergauf Richtung Sella di Carnizza und Slowenien. Wir befinden uns hier in der absoluten Einöde. Ab Resiutta gibt es fast keinen Autoverkehr (trotz asphaltierter Strasse), keine Einkehrmöglichkeit und die Häuser sind auch gezählt. Nach der Abzweigung Ri Sella di Cereschiatis befindet man sich sowieso im ‚finsteren’ Wald. Relativ steil aber fazinierend zieht sich die Strasse bis zum Pass. Wer glaubt, auf der anderen Seite wäre mehr los, der irrt. Bis zur italienischen Grenze befindet man sich in absoluter Botanik und ich will gar nicht testen, ob hier ein Handy funktioniert. Bei der Abfahrt singt meine Vorderbremse komisch und nach Überprüfung meint Fritz, ich hätte sie wohl schon drei Wochen vor der Transalp tauschen sollen (man kann ja nicht auf alles achten! Defekt? Na ja, sagen wir ‚Abnützung’).
Wir fahren fast 10 km bergab bis zur italienischen Grenze (übrigens lästig: zwischen Italien und Slowenien wird der Ausweis noch immer verlangt) und dann kommt nach ca. zwei Kilometern der slowenische Grenzbalken. Eigentlich war das heute ja nur eine halbe Tour, aber Peter hat noch eine Alternative im Köcher. Gleich nach der slowenischen Grenze geht ein (eigentlich Um-) Weg auf den Vrh (so heißt das Ding) und da es erst halb elf ist, beschließen wir, diesen Hügel zu befahren. In wunderbar angelegter Steigung (ergo wahrscheinlich Kriegsstrasse – hier rundherum hat man im ersten Weltkrieg um das Soccatal gekämpft, dabei gibt es hier wahrlich für jeden genug Steine, Bäume und Gegend) führt der Weg bis auf eine Alm, welche nicht sehr einladend aussieht und die Gewittertürme sind auch schon recht hoch. Obwohl es bereits Mittag ist, fahren wir über die Kuppe zur Abfahrt auf die andere Seite (hier stehen zwei Ford Transit aus !!Lienz!! – klein ist die Welt). Wir sind frohen Mutes, da es ja nur noch abwärts geht. Ja, ja - die Abfahrt! Obwohl es sich um einen breit angelegten Weg handelt, stellt sie sich als absolute Rüttelpiste heraus. Von Downhillvergnügen kann man hier nicht sprechen. Knapp 800 Höhenmeter müssen wir mühevoll vernichten. Fazit: 4xPatschen, ein zerstörter Mantel und jede Menge Zeit verschwendet. Das Flickzeug ist heute Goldes wert. Endlich kommen wir bei Sedla auf die Asphaltstrasse und fahren dieser folgend über Borjana bis nach Karfreit. Wir fahren gleich in die nächste Pizzeria, um unseren Hunger zu stillen. Nach ein paar Bier und einer Pizza sieht die Welt gleich wieder anders aus. Aber wie schon fast üblich: es beginnt zu regnen. Nachdem die obligatorische Flasche Wein um den Sonnengott zu beschwören auch nichts nützt, disponieren wir um und beschließen, ein Zimmer in Karfreit zu suchen (Die Vorreservierungen machen diesmal anscheinend keinen Sinn) und finden auch gleich eine Unterkunft. Die Preise in Slowenien sind noch sehr gering und Peter empfiehlt, Fisch essen zu gehen. Gesagt getan – Wir schmeißen uns in unsere Abendgarderobe (lange Radhose-langes Radtrikot) und gehen in ein Fischrestaurant. Hier essen wir vorzüglich – eine riesige Fischplatte mit allem drum und dran, dazu ein paar Fläschchen Chardonnay, danach eine kleine Nachspeise und so klingt der Abend recht beschwingt aus. (Das Fluchtseiderl in der Bar nebenan hätte wohl nicht mehr sein müssen)
5.Tag die Materialschlacht am Isonzo (59,5 km; 2.040 Hm)
Genau genommen fahren wir heute einen ‚kleinen’ Umweg. Bis zu unserem Ziel Bovec wären es auf der Bundesstrasse ca. 10 km. Dieser Umweg ist aber die Reise wert….. Wir stehen sehr früh auf (Beim Zimmer gäbe es Frühstück erst ab 8:00) und treten gemütlich zu unserem eigentlich gestrigen Etappenziel Tolmin. Auch hier nehmen wir die Hauptstrasse ca. 15 km weit. In Tolmin finden wir tatsächlich ein Radgeschäft (eigentlich war es ein Volvohändler) und kaufen seine ganzen Schlauchbestände (2) auf. Auch das Frühstück ist recht lustig. Nachdem Peter wieder sein Slowenisch zum Besten gibt (wir verstehen zwar nicht was Peter sagt, seltsamerweise verstehen wir aber immer die Antworten. Die klingen ca. so: ‚sprechen Sie deutsch?’ ; ,do you speak english’ ; ,parla italiano’ – eine seltsame Sprache, dieses Slowenisch), wissen wir bis zum Schluss nicht, welches Frühstück wir wohl serviert bekommen. Peter erzählt uns eine Geschichte von eine slowenischen Spezialität - eine Art Strudel mit Fleisch oder Käsefülle - die er aber noch nirgends entdeckt hat. Genau das bekommen wir zum Frühstück. Diese üppige Kost brauchen wir heute noch. Peter ist diesen Teil der Tour zum Glück vor eineinhalb Wochen abgefahren – Danke, Peter. Auf Anraten von Peter wird eine Jause gekauft, das haben wir ‚glaube ich’ noch nie gemacht – unbedingte Empfehlung!!!! Peters Erkundungsfahrt hat die ursprünglich geplante Anfahrt als ungeeignet disqualifiziert. Daher fahren wir auf, einer wunderbar angelegten Asphaltstrasse von Tolmin über Poljubin und Ljubinj (hier links) bis zur Pol Kuk. Hier endet die Asphaltstrasse, der Weg geht aber sehr gut ausgebaut, bei einer komischen Hüttenansammlung vorbei zu einer sehr großen Alm. Dann wird der Weg etwas steiler und ist weniger gut ausgebaut. Wir fahren bis auf ca. Seehöhe 1.300 zu einer kleineren Alm. Ab hier verabschieden wir uns von der Zivilisation.
Der Weg ist teilweise nur mehr erahnbar, an anderen Stellen erkennt man, wie gut ausgebaut diese Kriegsstrasse einmal gewesen sein musste. Trotzdem kann man sehr viel fahren und der Weg zieht sich über die ganze Hangkante so dahin. Begleitet von tollen Ausblicken geht es bis zur Abzweigung, an der Peter vor eineinhalb Wochen zu diesem Weg gestoßen ist. Er hat damals bis hierher schon über 300 Hm geschoben. Für uns ist jetzt auch Schieben angesagt - ab hier geht es nämlich steiler bergauf und Fahren ist keine Option mehr. Nach ca. 100 Höhenmetern treffen wir auf eine unbewirtschaftete, halbverfallene Alm (Pol na Kalu) und packen unsere Jause aus. Hier gibt es auch eine der wenigen Wasserstellen. Heute ist die Hitze nicht so arg, trotzdem bunkern wir möglichst viel Wasser. Hier treffen wir auch den einzigen Wanderer (Biker sind gar nicht zu sehen – unverständlich ;-) ) bis zum Schutzhaus Krnskhi Jezerih. Nach der Rast muss man den weiteren Weg erst finden. Den Hang hinter der Hütte steil hinauf, stoßen wir plötzlich wieder auf die Kriegsstrasse. Hier sieht man schon, wie sich der Weg über den ganzen Bergrücken hinüberzieht. Wie schon nach der letzten Alm ist auch hier erkennbar, wie gut der Weg einmal gewesen war (eben nur war). Trotzdem ist man hier als Biker noch im Vorteil, es ist sehr viel fahrend zu bewältigen. Man fährt/schiebt mit ganz tollen Ausblicken (Schneefelde sind auch noch zu überqueren) von 1.600 zuerst eben, dann auf und ab und schließlich hinunter auf ca. 1.300. Links unten sieht man eine Hütte (Pol Dobrenjscica), hier schiebt/klettert man den schmalen Steig rechts hinunter und kommt zu einer Zisterne – letzte Wasserstelle bis zum Prehodci!!. (leider wissen wir bereits, dass wir wieder auf 1.600 müssen.
Hinauf wieder das gleiche; ein erahnbarer Weg (übrigens die Orientierung ist alles andere als einfach – eine Hilfestellung: es ist fast immer der Weg der am besten aussieht), aber aufwärts ist er nicht befahrbar. Nach recht mühevoller Schiebepassage kommen wir am Prehodci an und machen ein zufriedenes Beweisfoto. Hinunter kann man wieder fahren und man mündet (und kommt aus dem Staunen nicht heraus) an einer riesigen Festungsanlage aus Stein. Man schüttelt nur den Kopf und kann sich die Arbeit, die man sich hier angetan hat, nicht vorstellen. Leider können wir die Kaserne nicht länger erkunden, da die Wolken bereits bedrohlich schwarz sind. Es beginnt schon wieder leicht zu tröpfeln und um schneller einen Unterstand zu finden, wird der Weg – zumindest für mich - immer fahrbarer. Kurz vor einer Alm könnte man links hinauf noch einen See erkunden, nicht bei diesem Wetter. Ich schlage Peter vor bei der Alm das Wetter abzuwarten. Er sagt nur: da vorne kommt doch die Hütte. Mein Antritt ist Zielsprintverdächtig. Wir kommen alle noch trocken zu Hütte (Krnskhi Jezerih) und im nächsten Moment schüttet (später auch noch Hagel) es, wie aus ‚Schaffeln’. Ingesamt dauert diese ‚Fahrt’ durch die Botanik vier Stunden und wir malen uns ein früheres Einsetzen des Regens aus. Martin überlegt noch wie das Feuermachen mit zwei Hölzern genau funktioniert und ich zähle meine Müsliriegelration nach. Das wäre wohl nicht so lustig gewesen.
Auf diesen Schreck und diese sensationelle Runde trinken wir erst einmal ein paar Bier und ordern Kaloriennachschub.
Nachdem uns auch heute das Wetterglück nicht verlässt (in dieser Woche hätte es genauso gut sieben Tage regnen können), gehen wir das nächste Hindernis an. Wieder zuerst die falsche Meinung: ‚ Es geht ja nur noch abwärts’. Peter teilt uns mit, dass er alles fährt, was wir fahren. (Keine Kunst wir schieben fast alles) Zuerst zeige ich noch meine Trailkünste, nach einem Abstieg, bei dem sich zwei Speichen verabschieden, lasse ich das. Zufällig hat Martin genau zwei Speichen dabei, die auch noch passen. Insgesamt schieben wir eine Stunde diese 700 Hm hinunter ྴ?. Bei Trockenheit wäre wohl die ein oder andere Passage zu fahren, aber nicht wirklich – das hier ist nur was für Spezialisten. Man mündet in Lepena in eine Asphaltstrasse und da uns die Zeit davonläuft (es ist bereits 19:00), fragen wir bei dem Gasthaus an der Strasse um Unterkunft (Nach Bovec wären es noch ca. 15 km). Wieder einmal ist ein Wirt über unverhofftes Geschäft glücklich. Wir werden hier sehr gut versorgt, das Essen ist sehr gut und Dusche ist auch vorhanden. Als wir gemütlich beim Abendessen sitzen, schaut plötzlich ein Fuchs bei der Tür herein. Wir trauen unseren Augen nicht, aber er kommt noch ein paar Mal herein und wir können sogar ein Foto schießen. Ganz geheuer ist mir das nicht, der Fuchs sieht ziemlich verhungert aus und schaut schon mit sabberndem Mund auf unsere Unterschenkel. Und wer weiß, ob er nicht noch den Bären als Verstärkung holt? Es wird noch ein Liter Wein auf unser heutiges Glück getrunken und zufrieden gehen wir schlafen.
6.Tag auf nach Westen (96,5 km; 2.361 Hm)
Heute sind wir schon früh wach und nach ausgiebigem Frühstück, bereits um 7:00 auf dem Weg. Zuerst sausen wir von Lepena hinunter ins Soccatal und weiter durch dieses wunderschöne Tal bis zum Versic Pass. In diesem Tal gibt es auch einen Fußweg entlang der Socca, der immer wieder mit Hängebrücken über selbige führt. Der Fluss hat eine ganz eigene blaue Färbung und die Schluchten die er ins Tal gegraben hat, sind beeindruckend. Noch (Betonung auf noch) gibt es hier nicht sehr viel Tourismus und daher kann man getrost auf der Strasse fahren. Der Autoverkehr hält sich in Grenzen. Die Passstrasse ist in angenehmer Steigung angelegt und noch spielen unser Beine mit, daher sind wir bereits um 9:00 auf der Passhöhe. Allerdings türmen sich die Wolken schon wieder und die Berge sind verhangen. Leider können wir daher die sonst beeindruckenden Blicke auf Mangart und Triglav nicht genießen. Wir fahren jetzt schon zwei Tage durch den Nationalpark Triglav.
Wir fahren die Strasse hinunter, an einigen schönen Aussichtspunkte vorbei (unbedingt die Kosakenkapelle anschauen), bis Kranjska Gora. Von hier geht es links über den Radweg Richtung Grenzübergang Ratece und dann, fast immer leicht bergab, bis Tarvis. Tarvis ist keine schöne Stadt, vor der Grenzöffnung war hier immer großer Markt und irgendwie sieht die ganze Stadt etwas ‚grindig’ aus. Mir gefällt es hier nicht und fahre daher weiter, um außerhalb ein gutes Lokal für Mittag zu suchen. Fast ein Fehler – von Tarvis geht es noch ein Stück bergauf (fast 100 Höhenmeter) bis Camporosso und es will mir kein Lokal gefallen. Martin setzt schon wieder seinen grimmigen Blick auf – Gott sei Dank finden wir dann in Malborghetto ein ausgezeichnetes Restaurant (La Baita) und speisen und trinken vorzüglich. Also wieder alles richtig gemacht.
Nachdem jetzt auch Martin wieder genügend Energie hat, fahren wir bis Pontebba und nehmen den Nassfeldpass in Angriff. Martin zeigt sich motiviert und fährt mit guter Pace voraus. Auch diese Strasse sollte man sich einmal antun, es gibt sehr wenig Verkehr (Heute natürlich Ausnahme: eine Cabrio ‚Ralley’ ist unterwegs. Uns kommen nach und nach ca. 100 Cabrios älteren und neuren Baujahrs entgegen, aber das ist eher interessant), die Strasse ist in angenehmer Steigung angelegt und teilweise faszinierend in den Berg gebaut. Schließlich erreichen wir die Passhöhe und fahren zu unserer Unterkunft. Wir haben es doch glatt geschafft, wieder einmal eine Unterkunft zu erreichen, die wir auch reserviert haben, so ein Glück.
Die Hauptsaison in dieser Gegend geht vom 7 Juli bis Ende August (Belluno, Friaul und Slowenien), man kann daher außerhalb dieser Zeit getrost auf einen Reservierung verzichten. Da die Gasthäuser aber sehr dünn gesät sind, sollte man unbedingt vorher eine Liste aller Möglichkeiten zusammenstellen. Unsere Unterkunft erweist sich als sehr gute Wahl (fünf Sterne hätte es gegeben, wenn sie die Sauna angeworfen hätten – Al Gallo Forcello - Passo Pramollo - Tel. 042890014 Fax 042890594). Wir bekommen ein ausgezeichnetes Abendessen und sogar Martin wird satt. Anschließend gibt’s in der Bar bei Bier und Wein auch noch ein EM-Spiel zu sehen.
7.Tag ein Umweg (91,5 km; 1.124 Hm)
Heute wird sich das Stubenmädchen noch wundern, alle nicht mehr benötigten Utensilien landen im Papierkorb. Darunter auch meine lange Radhose, die nun wirklich ihre Dienste geleistet hat. Nach einem sehr guten Frühstück (i mach eich als was wellts), gehen wir unsere letzte Etappe an. Leider hat es in der Nacht geregnet und die Strasse ist noch immer etwas feucht. Wir fahren vorsichtig (die Strasse ist recht rutschig) hinunter bis Tröpolach und den Gailtalradweg entlang bis Grafendorf. Dieser ist teilweise sehr schön der Gail entlang angelegt. Obwohl die Berge rundherum in Wolken gehüllt sind und wir eigentlich recht gemütlich über den Gailbergsattel nach Lienz fahren könnten, entschließen wir uns doch, auch noch die letzte Hürde, den Jauksattel, in Angriff zu nehmen. Wir fahren über das Asphaltsträßchen zur Schmalzgruben und zum Lenzhof. Ab hier führt eine Forststrasse weiter, über die wir bis zur Abzweigung des markierten Steiges zum Jauksattel fahren. Leider ist die eine Kehre mehr in den Karten noch nicht vermerkt und so tragen wir hundert Sonderhöhenmeter. Die Luft ist sehr feucht und durch den Nebel schieben/tragen wir unsere Räder den sehr steilen Weg bis zum Jauksattel. Während des Aufstieges kommen schon fast mürrische Stimmen im Peleton auf, aber für die Mühe werden wir noch belohnt.
Ich bin wirklich nicht unglücklich, als wir endlich am Sattel ankommen. Nach dem obligatorischen Fotos geht es links auf einem wunderbar angelegten Forstweg hinunter. (Gleich bei der nächsten Abzweigung wieder links) Dieser Weg ist super, ganz neu hergerichtet und wir können die Räder richtig laufen lassen. Beeindruckende Blicke in die Schlucht, die teilweise 200 bis 300 Höhenmeter abfällt, entschädigen für die Schlepperei. Wer jetzt meint, nur weil der Weg in so gutem Zustand ist, muss hier Zivilisation sein, der irrt. Anscheinend hat hier ein ‚armer’ Jäger eine Pacht und deshalb gibt es außer einer Jagdhütte hier heroben nichts. Uns soll es recht sein, nur das Radfahrverbotschild (weiter unten) müsste nicht sein, aber da es anscheinend nur für bergwärts fahrende gilt …. Über 10 km und 1.000 Höhenmeter zieht sich die Abfahrt hinunter bis Feistritz. Für eine Transalp können wir diesen Weg vor allem umgekehrt empfehlen, der Steig sollte hinunter nicht so ein Problem darstellen und ist sicher auch teilweise fahrbar.
Da Peter ein Lokal in Dellach (Drautal) kennt, fahren wir über den Radweg bis dorthin und hauen uns die Bäuche voll. Fritz und Martin müssen natürlich wieder mit einer Schweinerei für zwei Personen übertreiben. (Tipp: in Dellach nach der Brücke – links geht der Radweg weg – noch geradeaus und vor der Bundesstrasse links. Name kann ich mich leider nicht mehr erinnern). Nach ausgiebigem Essen haben wir noch ein paar Kilometer vor uns. Leider beginnen wir den Fehler und fahren statt auf der Bundesstrasse auf dem Radweg bis Oberdrauburg. Dieser ist nur geschottert und durch den Regen der vergangenen Tage sind überall Pfützen. Martin und ich werden hier schmutziger als während der ganzen Transalp!! Kurz nach Oberdrauburg ist der Radweg ganz toll und gerade entlang der Drau angelegt. Wir machen wegen des drohenden Gewitters, vor uns, ordentlich Pace. Zum Glück haben wir starken Rückenwind, der hält das Gewitter von uns fern und bläst uns mit bis zu 40 kmh nach Lienz. In Lienz fängt es dann doch zu tröpfeln an und wir geben nochmals ordentlich Gas. Wieder schaffen wir es gerade noch rechtzeitig nach Hause zu kommen. Die Räder untergestellt und gleich mit einem Bier auf die erfolgreiche Transalp angestoßen.
Epilog ein Resümee (nichts mehr)
Es war eine ganz tolle Runde um und durch die Karinschen Alpen. Wir wurden überall sehr gastfreundlichen aufgenommen und sowohl im Belluno und Friaul, aber ganz besonders in Slowenien, sind die Preise moderat. Leider hatten wir zwar etwas Wetterpech, aber wenn man fast alle Etappen machen kann und nie richtig nass wird, sollte man nicht vom Pech sprechen. Aufgrund der verhüllten Berge und der versäumten Überquerungen wollen wir 2005 wieder in dieser Gegend eine Tour planen. Vielleicht kann uns auch jemand Tipps von dieser Gegend mailen.
Mehr demnächst in diesen Programm…….