Ein Bericht von Werner Schwemberger
Prolog
Dankenswerterweise plant Peter für Ende September 2005 eine Drei-Tages-Runde in den Karawanken. Martin und ich haben Zeit – also rasch die Rucksäcke packen und ab nach Kärnten. Die Tour schliesst an unsere Karnische Alpen Tour 2005 an und dient auch zur Erkundung zukünftiger Ost – West Durchquerungen.
1.Tag Faak am See – Dreiländereck – Kranjska Gora – Bled – Lesce
… Ein Illegaler
Während der Fahrt zum Startplatz fragt uns Peter, ob wir die Pässe dabei haben. Der Planer und Verteiler der Packliste hat ihn natürlich vergessen (sprich meiner-einer). Im Geiste fährt Peter die Tour voraus. Er denkt, dass wir alle Grenzkontrollen umgehen können. Mut kann man sich nicht kaufen - also Abfahrt!! Ich hoffe nur, dass uns kein Zöllner begegnet. Wir parken am Bahnhof Faak am See (570) und starten unsere Tour über die Bundesstrasse Ri. Arnoldstein. Das Wetterglück ist uns hold, nur Hochnebel am Vormittag trübt das perfekte Wetter etwas. In jedem Fall stimmen die Temperaturen und Regen ist weit und breit keiner in Sicht.
Der erste Anstieg führt uns hinauf zum Dreiländereck (1.508). Man hat hier mehrere Möglichkeiten. Der erste Forstweg zweigt in Pöckau-Lind ab. Er ist aber strichpunktiert eingezeichnet und daher entscheiden wir uns für den Weg über Agoritschach und Seltschach zur Seilbahn zum Dreiländereck. Zu Beginn ist die Asphaltstrasse nach Agoritschach sehr steil angelegt. Nach Seltschach kann man wieder zwischen zwei Forstwegen wählen - wir nehmen den rechten (beschildert mit Serpentinenweg Dreiländereck). Der Weg ist etwas unrhythmisch angelegt, teilweise flach dann wieder recht steil führt er den Berg hinauf. Dafür kann man auf diesem Weg bereits erste Blicke Richtung Karnische Alpen genießen. Richtung Norden sieht man zum Dobratsch. Nach einem extremen Steilstück und kurzer Abfahrt münden wir bei einem Gasthaus. Von hier ist es nur noch eine kurze Auffahrt zur Bergstation (1.458). Der Blick rundum ist genial.
Wir folgen nun leicht rechts dem erkennbaren Grasweg auf der Schipiste hinüber zur Grenze und überqueren diese dort. Nach ein paar Meter Steig münden wir in einen Forstweg und folgen diesem nun rechts leicht bergab. Nach kurzer Fahrt folgt eine weitere Abzweigung, bei der wir nach links hinunter fahren. Leider fahren wir nicht geradeaus weiter zum Aussichtspunkt Dreiländereck – von dort soll die Aussicht noch besser sein. Ein Stück nach der Rechtskehre heißt es aufpassen und die scharfe Abzweigung nach links (leicht bergauf) zum Wurzenpass nicht versäumen! Unser GPS hilft uns vorzüglich und so finden wir problemlos hinunter zur Wurzenpassstrasse.
Dieser folgen wir jetzt hinunter nach Podkoren und dann über die Hauptstrasse weiter hinunter nach Kranjska Gora (809). Jetzt ist erst mal Zeit für Mittag! Bei dem Gasthaus wird zwar motiviert ein Spanferkel gegrillt, doch die Kellner sind dem Ansturm nicht gewachsen. Der Laden ist nicht schlecht, aber vom Hocker haut er uns auch nicht. Man sollte in Slowenien besser abseits der ‚Topspots’ einkehren. Zumindest kommen wir zu Speis und Trank und das Dolce wird auch geliefert.
Nachmittags fahren wir über den sehr schön auf einer alten Bahntrasse angelegten Radweg bis nach Mojstrana (641). Hier folgen wir nicht der Hauptstraße Richtung Jesenice, sondern umfahren die Hauptverkehrsroute über Kosmacev Preval und das Radovna Tal. Peter befragt erst noch das GPS und testet einen Weg aus, wir entscheiden uns aber dann doch, dem riesigen gelben Schild nach Bled zu folgen. Der Größe des Schildes zufolge muss es sich um eine Bundesstrasse handeln, wir landen aber auf einer schmalen holprigen Schotterstrasse. Sind wir richtig? Das Orakel GPS sagt ja! Also weiter. Ohne ersichtlichen Grund wird aus dem Schottersträßchen plötzlich eine Asphaltstrasse?! Diese führt jetzt hinauf bis zum Kosmacev Preval (847). Von hier führt die Asphaltstrasse steil bergab. Ab den Häusern führt dann ein langer einsamer Schotterweg durchs Radovna Tal hinaus bis Krnica (642).
Die Zivilisation hat uns wieder - und wie! In Bled gibt viel Tourismus und massenweise Busse und Autos. Laut Peter soll es wochentags wesentlich besser sein. Ob wochentags oder Wochenende - man sollte auf jedem Fall eine Runde um den schönen See einbauen.
Wir fahren also hinunter bis zum See Blesjko Jezero (479). Die vielen Touristen stören aber doch sehr. Daher überrede ich die Jungs, noch ein Stück weiter zu fahren und eine Unterkunft außerhalb zu suchen. Gesagt getan, wir fahren noch bis Lesce (518) und finden auch eine ausgezeichnete Unterkunft (Leski Dvor http://www.leski-dvor.com/). Hier löschen wir zuerst unseren Durst und nach dem ‚Beautycheck’ gönnen wir uns ein reichliches Abendmahl. Rein vegetarisch versteht sich – auf der Grillplatte befinden sich nur Pflanzenfresser. Fritz fehlt uns doch sehr, ohne ihn haben wir keine Chance, die Grillplatte ganz aufzuessen. Vielleicht hätten wir auch den Bohneneintopf als Vorspeise auslassen sollen?!
2.Tag Lesce – Loiblpass – Windisch Bleiberg – Klagenfurter Hütte – Tallach
… elendige Rampen
Auch das Frühstück ist ausgezeichnet – wir empfehlen diese Unterkunft gerne weiter. Nach dieser morgendlichen Stärkung fahren wir erst flach hinüber nach Begunje (585) und dann der Strasse am Hang entlang (immer etwas auf und ab) über Zadnja Vas (689) nach Trzic (515). Auf dieser Nebenstrasse gibt es sehr wenig Verkehr und wir haben schöne Blicke hinüber in die Julischen Alpen. Von Trzic folgen wir den Nebenstrassen bis Podljubelj (753) und dann der Loiblpassstrasse bis zur Grenze vor dem Loibltunnel (1040). Ab hier führt die alte Loiblpassstrasse in mörderischer Steigung hinauf zum alten Loiblpass (1.368). Teilweise fasse ich sogar den ersten Gang aus - wäre der Weg etwas schlechter, müssten wir wohl schieben.
Oben am Pass gibt es sogar eine Hütte. Doch für eine Einkehr ist es noch etwas früh und so starten wir gleich zum Downhill hinunter zur Loiblpassstrasse. Dieser folgen wir weiter beim Gasthaus Deutscher Peter (sieht motiviert aus – eigene Brennerei) vorbei bis zur Brücke über die Tscheppaschlucht (682). (Sieht cool aus)
Nun geht’s wieder bergauf zum kleinen Loiblpass (770) und hier links hinein Richtung Windisch Bleiberg (948). Da dies die letzte Einkehrmöglichkeit für geraume Zeit ist, kehren wir ein und werden auch ausgezeichnet bewirtet. Martin läuft zu alter Hochform auf (Eispalatschinke zum Nachtisch), allerdings kontert Peter mit seinem ‚leichten’ Apfelstrudel (mit Schlag und Eis) auch nicht schlecht. Ich bin schon wieder neidisch.
Nach üppigem Mahl folgen wir erst noch der Asphaltstrasse und fahren dann bei der Linkskehre geradeaus hinein in den Bleiberger Graben. Die Orientierung wir jetzt äußerst mühsam und ohne GPS würden wir uns wohl sehr schwer tun. Bis hinüber zur Kosiakhütte (1.248) zweigen links und rechts mehrmals unbeschilderte Forstwege ab. Teilweise sind diese noch nicht mal in den Karten vermerkt, also unbedingt genau schauen. Bei der Jagdhütte gibt es einen tollen Aussichtspunkt. Man hat einen schönen Blick hinunter nach Feistritz im Rosental.
Weiter geht’s – die Orientierung ist noch nicht leichter geworden - hinüber zum Parkplatz (1.152) der Klagenfurter Hütte (1.664). Hier können wir uns entscheiden – gleich hinunter ins Tal (immerhin haben wir schon 2.000 Hm in den Beinen) oder noch hinauf zur Hütte. Wir sind noch motiviert genug und starten zur Hütte. Ich überdenke allerdings 200 Höhenmeter später unsere Entscheidung. Der Weg führt in irrwitziger Steigung hinauf und heute Sonntag sind zusätzlich sehr viele Wanderer unterwegs. Die Sprüche selbiger zu kontern ist bei 22% auch nicht gerade einfach. Ich warte also auf Martin und Peter und frage nach, ob sie wirklich da hinauf wollen. Die nicken nur und ich akzeptiere mürrisch diese Entscheidung. Der Weg wird oben zum Glück ‚etwas’ flacher und wir werden mit einem grandiosen Panorama belohnt. Die Qual hat sich absolut rentiert.
Heute sind viele Biker unterwegs, anscheinend findet in der Folgewoche ein Rennen mit Berglauf statt. Über die prognostizierten Fabelzeiten selbiger will ich gar nicht berichten. Nachdem wir diesen Platz genossen haben, machen wir uns an die Abfahrt. Hinunter geht es seltsamerweise auch viel leichter und wir folgen einfach immer den Weg hinaus bis Feistritz (549).
Hier fahren wir noch hinüber nach Tallach (595) bei Maria Elend und beziehen unsere Unterkunft Lindenhof (http://www.fahrradfuehrer.at/betriebe/lindenhof/index.html).
Diesen haben wir von unseren ‚Guide’ für den dritten Tag empfohlen bekommen und diese Empfehlung geben wir gerne weiter. Wir werden ausgezeichnet, reichlich und sehr freundlich bewirtet.
3.Tag: Tallach – Maria Elend Sattel – Koca na Golici – Eckelesattel – Rosenbachsattel – Faak am See
… ein Guide und ein Missgeschick
Nach ausgezeichnetem Frühstück treffen wir Michael, der uns heute begleitet und bereits einen Teil der heutigen Etappe abgefahren ist. Wir fahren zurück nach Maria Elend und folgen dem Dürrenbach (geniale Blicke) Richtung Maria Elender Alm. Bei einer Abzweigung nicht links zur Alm oder rechts zur Illitschalm fahren, sondern geradeaus weiter zum nicht beschrifteten Maria Elender Sattel (1.490). Der Forstweg wird jetzt zur Rampe und führt recht mutig über einen Felsabbruch hinauf. Oben wird’s etwas flacher, jedoch immer verwachsener, bis der Weg schließlich bei einem Steig endet. Schieben ist angesagt.
Der Steig (ca. noch 150 Hm bis zum Sattel) ist nur am Anfang etwas lästig, dann ist er teilweise sogar fahrbar. Wir kommen am Sattel an und genießen erst einmal den tollen Ausblick.
Wir können zuerst noch einem neuen Forstweg folgen, bald biegen wir aber wieder auf einen Steig zur Koca na Golici (1.679) ab. Auch dieser ist teilweise fahrbar. Allerdings heißt es beim letzten Stück zur Hütte schultern. Die Hütte liegt grandios vor den Julischen Alpen, Triglav und Mangart direkt vis a vis, wohl einer der schönsten Plätze in den Karawanken.
Da der folgende Teil unerforschtes Gebiet ist und keine Hütten in den Karten verzeichnet sind, machen wir hier Mittag. Das soll sich noch als sehr weise herausstellen. Nach dem Essen fahren/schieben wir den Steig hinüber zum Eckelesattel (1.487). Auch dieses Teilstück ist relativ gut zu befahren und die Schiebepassagen stellen kein größeres Hindernis dar. Nach dem Sattel passiert uns allerdings ein Faux Pas. Da die slowenische Karte nicht genau kalibriert ist und Peter einen Teil der Österreichkarte vergessen hat, können wir uns nicht mehr genau orientieren und eine Abzweigung scharf rechts hinauf scheint unserer Meinung nach falsch zu sein.
Wir verkoffern uns also - aber schon von der allerfeinsten Sorte. Wir merken erst viel zu spät unseren Irrtum und müssen uns nun durch Gestrüpp und Dickicht kämpfen. Der Pfad ist teilweise nur zu erahnen und manchmal verschwindet er komplett.
Endlich erreichen wir eine Lichtung und ich bin dafür, einem Kuhsteig zu folgen - der sollte ja normalerweise zu einer Hütte führen. Das mit den Kühen ist ja eigentlich keine schlechte Idee, allerdings war das Wetter in den letzten Tagen schlecht und die Kühe wurden vor kurzem abgetrieben. Sprich der Steig ist tief und ‚gatschig’. Deshalb rutschen wir eigentlich den Steig hinab – von fahren ist so und so keine Rede.
Zu allem Überfluss verlieren wir bis zur Alm Jeseniska Pl. (1.437) auch noch einiges an Höhenmeter. Wenigstens wissen wir hier endlich, wie falsch wir sind … nun kämpfen wir uns auf einem weiteren speziell ‚Kuh planierten’ Steig hinauf und zum Schluss geht’s kerzengerade einen Hang hinauf bis zur Rosenbachsattelhütte. Zum Darüberstreuen noch ein kurzes steiles Stück bis zum Rosenbachsattel (1.586) … endlich geschafft!!
Geschafft?! Das ist noch nicht alles. Beim Grenzstein 88 überqueren wir die Grenze und es folgt hinunter zur Roschitzaalm (1.424) ein weiterer ‚fahrbarer’ Steig - erst kurz vor der Alm können wir endlich wieder zumindest teilweise fahren.
Die Kombination von falscher Orientierung und ‚hergerichteten’ Steigen werden mich diese Irrfahrt wohl nie vergessen lassen. Michael hat versprochen, die Runde nochmals (aber richtig) zu fahren. Bin ja neugierig, wie viel Zeit uns das wirklich gekostet hat. Das tolle Wetter und die geniale Gegend machen das ganze aber halbwegs erträglich. Respekt auch vor den Jungs, das ganze läuft ohne Meuterei ab.
Bei der Roschitzaalm führt noch ein Steig ca. 150 Hm weiter hinunter auf den Forstweg zur Alm. Nach dieser Plackerei können mir Steige aber gestohlen bleiben. Wir fahren lieber den Almweg knapp 100 Höhenmeter (Er wurde so angelegt, weil ein Graben umfahren werden muss) hinauf und dann hinunter bis zum Kraftwerk Bärental (620). Bei der Abfahrt habe ich noch einen Patschen – eh klar – aber das kann uns heute auch nicht mehr stören.
Beim Kraftwerk wollten wir ja eigentlich noch zur Bertha Hütte fahren, inzwischen ist es aber bereits 16:00 Uhr und die Berthahütte ist keine Option mehr. Wir fahren hinunter nach Maria Elend und verabschieden uns von Michael (Thanx).
Wir müssen nun nur noch zurück zum Bahnhof nach Faak. Da wir vom Orientieren auch genug haben, folgen wir einfach der Bundesstrasse.
Resümee:
Die Optik in dieser Gegend ist einfach genial, relativ günstiger Speis und Trank und der Tourismus konzentriert sich auf einzelne ‚Spots’. Wir werden sicher noch einmal in und durch die Karawanken fahren! Unbedingt nachmachen!!