(Schladming – Tauern – Nockberge – Slowenien – Kroatien - Koper - Triest)
Ein Bericht von Werner Schwemberger
Cirka 13.600 Höhenmeter und cirka 667 km in der Mitte von Nirgendwo
Tag 0 - ca. 250 Höhenmeter, 3 km
Schladming – Rohrmoos
Da uns der Regen letztes Jahr leider einige Striche durch die Rechnung gemacht hat, starten wir unsere heurige Tour in Schladming und beginnen mit jenen Etappen aus dem Vorjahr, die fast komplett ins Wasser gefallen sind (Giglachsee und Bocksattel).
Anschließend wollen wir über die Karawanken, an den Julischen Alpen vorbei und über die Berge Rodice, Porezen und Javornik nach Predjama (Burg in der Grotte) - von da weiter Richtung Süden nach Ilirska Bistrica und dann Richtung Westen entlang der Slowenisch Kroatischen Grenze über die alte Parenzana Eisenbahntrasse nach Koper an die Adria.
Da das Wetter hervorragend angesagt ist, steigen Martin und ich mit großer Vorfreude gegen Mittag in den Zug Richtung Schladming ein. Schladming eignet sich aufgrund der guten Bahnanbindung sehr gut als Startpunkt. Die Versorgung im Zug ist mangelhaft - vorsorglich haben wir ein paar Silbervögel gebunkert und die Fahrt gestaltet sich recht kurzweilig. In Zell am See stößt Fritz zu uns. Der hat schon vortrainiert. Er ist wegen der schlechteren Verbindungen, (bei der Tauernschleuße ist die Fahrradmitnahme nicht garantiert) die 30km von Mittersill mit dem Rad gefahren - Streber!
In Bischofshofen heißt es Umsteigen. Der nette und motivierte Schaffner hat wegen unserer Verspätung den Anschlusszug warten lassen. Danke! Zufällig hat auch Peter Verspätung und wir treffen mit einer Minute Unterschied in Schladming ein. Schladming empfängt uns mit leichten Nieseln, was soll dass!? Ich hatte doch schönes Wetter bestellt!?
Trotzdem fahren wir hoch motiviert los. Fritz will uns gleich beweisen wie gut er heuer trainiert ist und hängt uns ab. Wir fahren bei der nächsten Kurve einfach gerade aus und wollen ihn ein wenig ärgern. Ein kurzer Blick aufs Navi versichert uns, dass dieser Weg ebenso in die richtige Richtung führt und so überholen wir Fritz heimlich am Forstweg. Das Gelächter ist natürlich riesengroß, als wir auf ihn warten und zusehen, wie er sich immer wieder suchend nach uns umblickt („Wo sans den, so guat bin i a wieda nit!“.
Wir erreichen die selbe Unterkunft “Das Platzl” wie letztes Jahr und sind wieder hochzufrieden. Ausgezeichnet wird für uns aufgekocht und die Portionen sind nicht ohne. Als Belohnung gibt es noch eine Eispalatschinke (ich schwächle natürlich wieder) und nach einigen Litern Wein und der obligatorischen Jausenplatte gehen wir zufrieden ins Bett. Noch immer Top Empfehlung!
Tag 1 - ca. 2.100 Höhenmeter, 74 km
Rohrmoos – Giglachsee – Mauterndorf – Schönfeld - Innerkrems
Am Morgen begrüßt uns das vorhergesagte tolle Wetter. Nach einem sehr guten Frühstück starten wir endlich die Transalp 2008. Zuerst folgen wir der breiten Strasse aufwärts bis zur Abzweigung Richtung Ursprungalm. Nach dieser geht es erst bergab und dann relativ flach bzw. leicht aufwärts bis zur Moarhofalm (1.200). Jetzt ist aber Schluss mit lustig, bis zur Ursprungsalm (1.600) geht’s steil hinauf. Da es sich um eine Mautstrasse handelt und ausgerechnet heute ein Almfest ist, überholen uns zusätzlich jede Menge störender Autos. Bei der Ursprungalm laufen die Vorbereitungen fürs Almfest bereits auf Hochtouren und wir sehen zu, dass wir von diesem Trubel wegkommen
(Ursprungalm)
Da ich erst nicht glauben will, dass der linke extrem steile Weg der richtige ist, fahre ich erst flach gerade aus, aber das Navi belehrt mich eines besseren. Unwillig drehe ich um und wir nehmen den steilen Weg in Angriff. Nach kurzen Fahrversuchen stelle ich auf Schieben um. Martin ist motivierter und schafft es ziemlich weit, aber irgendwann sieht auch er ein, dass in dieser Woche wohl noch genug Arbeit auf uns wartet. Weiter oben wir der Weg etwas passabler und wir können wieder fahren.
Ein Lamm läuft aufgeschreckt um uns herum und sucht offenbar seine Herde. Riechen wir wirklich schon so streng? Oder sieht Peter mit seinen Bart nur der Mutter ähnlich? Wir wissen es nicht.
(Giglachseen)
Nach der Überquerung eines Schneefeldes erreichen wir die Giglachseehütte (1.950).Der Blick auf die Seen ist toll und eine Reise wert. Aber sogar Martin ist es noch zu früh für eine Einkehr und wir nehmen daher gleich die Schiebepassage zum Znachsattel (2.060) in Angriff. Fahren ist hier keine Option und auch die Schieberei (verblockter Steig) ist etwas mühsam. Der Sattel ist aber bald erreicht und wir überqueren die Grenze zwischen der Steiermark und Salzburg. Nachdem ich einen verwunderten Bergwanderer noch die übliche Gagfrage stelle ‚Isch des eh da Radlweg übern Tauern’, können wir die Abfahrt angehen. Abfahrt!? Nix da, Schiebepassage bis zu einen Karrenweg auf ca. 1.750. Erst rutschen wir noch motiviert ein großes Schneefeld hinunter, ab dann führt der Steig aber dauernd über verblocktes Gelände und sumpfiges Gebiet oder kleine Bächlein und ist nur an wenigen Stellen fahrbar – also nur was für absolute Trailkünstler.
Insgesamt ist diese Überquerung aber ohne größere Verärgerung machbar und geht daher für eine Tauernüberquerung (gibt’s da überhaupt eine einfache?) in Ordnung.
Ab jetzt geht es ohne Probleme (erst noch Rüttelpiste - immer besser werdender Forstweg – Asphalt) mit einigen ‚nice Views’ bis nach Fanning (1.100). Eigentlich hätte ich hier ja einen Abkürzung im Track eingezeichnet, aber das Windschattenfahren lässt uns bis hinunter auf die Bundesstrasse brausen und daher dürfen wir noch ein paar „extra Höhenmeter“ bis Mauterndorf (1.123) einlegen. In Mauterndorf machen wir eine gemütliche und ausgedehnte Mittagspause und achten darauf, nur ja keine Kalorien zu verlieren.
(Mauterndorf)
Den folgenden Teil der Strecke kennen wir bereits aus dem Vorjahr. Wir fahren, allerdings heuer bei schönem Wetter, über die Bundesstrasse nach Moosham (1.027). Über Pischelsdorf und Pichlern (1.091) geht es weiter Richtung Schönfeld. Ich rufe mir dabei jene ‚kuscheligen’ Plätzchen in Erinnerung, an denen ich im Vorjahr bei Gewitter Schutz gesucht hatte. Martin motiviert das anscheinend auch und mit tollem Speed (für uns nicht haltbar) hängt er uns bis zur Dr. Josef Mehrlhütte (1.750) ab. Dort gibt es das wohlverdiente Bier.
(Moosham & Dr.Mehrlhütte)
Anschließend fahren wir noch die paar Höhenmeter zum Pass (1.800) und rollen nach Überquerung der Grenze zwischen Salzburg und Kärnten hinunter nach Innerkrems (1.470). Dieses verkehrsarme Asphaltsträßchen ist eine empfehlenswerte Rollerpartie mit schöner Optik.
Auch heute steuern wir zur gleichen Unterkunft wie im Vorjahr “Gasthof Raufner” und erleben eine Überraschung. Zuerst sehen uns die Eltern der Wirtsleute noch verwundert an, aber als wir darauf bestehen dass wir reserviert haben, rufen sie die Tochter an – sie hat auf uns vergessen!!! Sofort rufe ich „das kostet aber eine Runde“ – Aus der einen Runde wird noch eine und noch eine und noch eine. Wir verbringen einen mehr als feucht fröhlichen Nachmittag und Abend beim Gasthaus. Auch die Nachbarn riechen Lunte (wenn schon einmal ein paar lustige Tiroler da sind) und feiern mit. Einige sind nicht so tapfer und gehen früher schlafen (ich), Fritz ist aber stark und handelt bis in den Morgen den Preis für die Unterkunft herunter (Danke Fritz). Zum Glück haben wir das Abendessen noch bekommen, jeder weitere Bestellversuch wurde lapidar mit/in einer weiteren Runde ertränkt!
Tag 2 - ca. 1.900 Höhenmeter, 99 km
Innerkrems – Nockalmstrasse – Oswalder Bocksattel – Millstättersee – Bad Bleiberg - Agoritschach
Das Wunder von Innerkrems – wir leben noch. Zwar kommen wir etwas mühsam aus den Betten (mit mehr oder weniger roten Augen) - das vereinbarte Frühstück um 7 Uhr schaffen wir trotzdem schon um 6:30 Uhr mit einem flottem (das war nicht einfach!) Spruch auf den Lippen. Nach dem Frühstück fahren wir los und testen, wie die Antriebsflüssigkeit Schnaps denn so wirkt. Glücklicherweise ist die Nockalmstrasse recht gemütlich angelegt und so können wir diesen Teil zum ‚Einkurbeln’ der Beine und das Erwecken der Lebensgeister nützen. Wir folgen der breiten Straße zur Eisenthalhöhe (2.060) und trotz Sonntag und einem Almfest von Radio Kärnten gibt es noch kaum Autoverkehr – schon wieder Glück. Wegen der schönen Ausblicke können wir auch diese Strasse empfehlen - unbedingt aber auf Wochentag bzw. Uhrzeit achten (Motorradstrecke!).
(Trinkertisch Innerkrems & Eisentalhöhe)
Es folgt die rasante Abfahrt zur Sacklhütte (1.550), danach geht’s wieder ein Stück aufwärts zur Grundalm (1.688). Hier zweigen wir in den Forstweg zur Kleinkirchheimer Wollitzenalm (1.777) ab. Kurz vor der Alm ist Schieben angesagt. Es folgt ein sehr lästiger Steig (teils sumpfig, immer wieder kleine Bächlein) bis zum Oswalder Bocksattel (1.958). Am meisten nervt mich, dass man hin und wieder den ehemals guten breiten Weg erkennt, der sogar stellenweise noch fahrbar ist. Am Sattel gibt es das übliche Beweisfoto – ein paar Kühe wollen unbedingt auch drauf – Muuuuh.
(Bocksattel)
Der Steig bis zur Erlacher Bockhütte (1.935) ist dafür überraschenderweise fast komplett fahrbar. Von der Bockhütte gibt es vier Möglichkeiten nach Radenthein zu gelangen. Ich wählte bei der Planung einen vermeintlich guten Karrenweg - dieser entpuppt sich aber als mühsame Plackerei. Dabei passiert sogar fast ein Missgeschick. Nach einer Schiebestelle will ich wieder aufs Rad aufsteigen und rutsche blöd vom Pedal ab. Den Sturz kann ich zwar noch vermeiden, aber ich steige dabei voll in die Felge. Fortuna – kein Defekt Alle Speichen sind noch heil.
(„alles fahrbar“ nach Bockhütte & Kanning)
Optional kann man bei der Bockhütte über die Brunnachhöhe nach Bad Kleinkirchheim fahren oder den rechten (ebenfalls schlechten, aber kürzeren) Steig Richtung Erlacher Hütte nehmen. Am Ende wird aber auch unser Karrenweg fahrbarer und wir gelangen auf den Forstweg unterhalb der Erlacherhütte. Dieser Forstweg ist recht viel befahren und wir müssen auf die vielen Autos achten. Mit einigen schönen Aussichten geht es über Kanning (880) nach Radenthein (700) und von da über die Hauptstrasse nach Döbriach am Millstätter See (608). Der Tourismus hat uns wieder und der Wirbel am See nervt etwas. Da es auch immer heißer wird und ich den Vormittag noch nützen will, fahren wir weiter hinauf nach Glanz (785). Die Strasse vom See hinauf hat eine anstrengende Steigung und bietet leider auch keine guten Aussichten. Ich bin froh, als wir Glanz erreichen. Hier bekommen wir dann doch noch einen Blick zurück auf den See als Belohnung.
(Millstättersee & Blick aufs Drautal)
Das Wirtshaus sagt mir nicht zu und so fahren wir weiter – fast ein Fehler. Erst fahren wir noch hinauf zum Freizeitpark Tschernutter (900) und rollen dann hinunter nach Fresach (715). Da das eine Gasthaus überfüllt ist (irgendein Fest), fahren wir zum zweiten und bestellen ein Bier. Auf unsere Frage nach Essen – ‚Eine Toast oder ein Würschtl hätten wir, Nachsatz: der Toast ist aber sehr groß! – Entsetzen!! - Der ist wohl noch nie radgefahren. Vielleicht sollte man diesen Herren den Begriff Gasthaus einmal näher erläutern. Wir trinken rasch das Bier aus und fahren genervt weiter. Ich werde immer nervöser (Hunger!!!). In Weißenstein (500) werden wir endlich fündig. Es handelt sich hier zwar auch nicht um die Hochburg der Gastronomie, aber ein Arbeitermenü mit Nachspeise und 4x4 bekommen wir. Wir betrachten das ganze als Einschulung für Slowenien und beschliessen ab jetzt, jedes Lokal, an dem wir vorbei fahren, ganz genau anzusehen.
Über die Drau bei Puch (500) gelangen wir nach Töplitsch und zweigen dort auf den Forstweg unter der Autobahn Richtung Bleiberg ab. Es handelt sich um einen eingebauten Umweg rund um den Dobratsch. Erst können wir den Weg noch gut befahren, allerdings wird er immer steiler und die Hitze tut ihr übriges. Irgendwann geben wir auf und schalten auf den Schiebemodus um. Ab der geschlossenen Buschenschank Maurer (800) können wir wieder fahren und stürzen uns in Hüttendorf (900/70km) auf den Brunnen. Martin fackelt nicht lange und taucht sofort mit dem Kopf in den Brunnen, aber nach einer Minute beschliesst er, sich doch nicht zu ersäufen und taucht wieder auf (was hätten wir bloß ohne Kasse getan!?).
(Gail & Blick von Agoritschach)
Mit aufgefüllten Wasservorräten geht es wieder gemütlicher durch Bad Bleiberg über die wenig befahrene Hauptstrasse immer rund um den Dobratsch, hinunter nach Nötsch im Gailtal (600). Von Nötsch fahren wir nördlich der Gail über den schön angelegten Radweg zum Almgasthof Schütt (549) und legen hier eine mehr als wohlverdiente Pause ein. Nach ein paar Bierchen fahren wir weiter und lustigerweise ist hier mitten am Radweg ein Fahrverbot für Radfahrer aufgestellt. Da dürfte wohl wieder einmal ein Bauer nicht mit der Gemeinde können!? Wir fahren über die Gail Schleuse hinüber nach Arnoldstein (578) und dann noch hinauf nach Agoritschach (683) zu unserer Unterkunft Gasthof Fertala. Die Unterkunft ist in Ordnung und das Essen passt auch. Martin verhandelt mit der Wirtin noch über einen Fanmeilenaufbau in der Gasstube – Fanmeile ok, aber den Fernseher darf er nicht in die Gaststube stellen – also nehmen wir die Jausenplatte und den Wein mit aufs Zimmer und sehen uns dort das EM Finale an - und jetzt ratet mal. zu wen wir gehalten haben!?
Leider haben wir keine Spanienfähnchen mehr bekommen – die hätten sich doch schick auf unseren Bikes gemacht?
Tag 3 - ca. 1.400 Höhenmeter, 94 km
Agoritschach – Thörl Maglern – Slowenien – Bled – Bohinjsko See
Am Morgen – oh Schreck – es regnet – ganz Deutschland weint?! Wir sind zwar etwas überrascht und frühstücken erst einmal gemütlich - aber es schüttet weiter. Also beschliesse ich, die Drei-Länder-Ecke auszulassen und in der Nähe von Thörl Maglern über die Grenze zu fahren. Der Regen hört glücklicherweise auf und wir fahren ein Stück zurück, um dann links Richtung Greuth (638) bis zum Bauernhof Maurer (640) zu fahren. Bis hierher ist der Weg in Ordnung, dann wird’s allerdings heftiger und der Weg ist teilweise nicht fahrbar. Auch stimmen hier die Karten nicht richtig und laut GPS fahren wir im Wald. Wir kurven also etwas durch die Gegend, überqueren die Grenze nach Italien und gelangen nach San Antonio (764). Der Himmel klärt über uns immer mehr auf. Ausgerechnet jetzt wäre die Drei-Länder-Ecke bereits nebelfrei. Das hätte ich vor einer Stunde allerdings noch nicht geglaubt und das besser werdende Wetter ist genug Entschädigung. Wir fahren hinunter zu Hauptstrasse und dann hinauf zur Italienisch/Slowenischen Grenze bei Ratece (851). Witzigerweise steuern wir immer Richtung Schlechtwetter und nehmen über uns den blauen Himmel mit (Wenn Engel reisen!).
(bei San Antonio & Nähe Kranjska Gora)
Bei Kranjska Gora (809) stoßen wir wieder auf unseren ursprünglichen Track. Auch diese Not-Variante hat einiges an Optik zu bieten, ist aber natürlich mit dem Drei-Länder-Eck und den fantastischen Ausblicken an selbigen nicht zu vergleichen. Da die Julischen aber noch in Nebel gehüllt sind, ist mit Aussichten sowieso nix. Wir rollen weiter über den schön ausgebauten Radweg auf der alten Bahntrasse nach Mojstrana (641) und zweigen hier Richtung Bled ab. Da wir diese Strecke schon einmal gefahren sind, kann ich mich noch an das große Hinweisschild erinnern und wir finden die Abzweigung trotz Orientierungsproblemen relativ rasch. Es folgt eine etwas anstrengende Auffahrt bis Kosmacev preva (847) und dann eine sehr lange Abfahrt entlang der Radnova bis Krnica (642). Von hier fahren wir noch durch einige Ortschaften bis nach Bled (500).
(Mojstrana & Radnova)
Die Zivilisation hat uns wieder! Der See Blejsko Jezero mit der Ortschaft Bled ist sicherlich eine der Hochburgen des Tourismus in Slowenien. Trotzdem wollen wir das Flair am See genießen und gönnen uns eine Einkehr direkt am See. Hier speisen und trinken wir ausgezeichnet und trotz ‚See-Aufschlag’ zu noch relativ moderaten Preisen.
(vor Bled & am See Blejsko Jezero)
Was jetzt folgt, ist allerdings ‚only for the cat’. Wir bauen bei der Planung immer wieder ‘Umwege’ ein, damit bei Schlechtwetter oder sonstigen zeitlichen Problemen die kurze Alternative gewählt werden kann. Dieser Weg von Bohinjska Bela (488) hinauf bis zur Alm Pl. Za Jamo ist am Anfang noch gut fahrbar, wird dann aber immer ruppiger und unmöglicher zu fahren. Auch der Weg von der Alm hinüber bis zur Asphaltstraße ist dank des tiefen Schotters mit noch einiger Arbeit verbunden. Leider bietet dieser Umweg auch keine Highlights oder schöne Aussichten - also getrost auslassen oder umplanen. Ab der Asphaltstrasse ist das Vergnügen wieder größer. Über mehrere kleine Ortschaften (Gorjuse (974), Jereka, Stara Fuzina) geht es optisch wieder reizvoller bis zum Bohinjsko See (531)
Am Weg zum See (bei Koprivnik) schwächeln wir wegen eines Umleitungsschildes. Ein freundlicher Straßenarbeiter sagt aber „kein Problem“ und wir können auch den Grund der Umleitung nicht erkennen – Rätsel!?. Am See steuern wir gleich die erste Einkehrmöglichkeit an und haben es dann seeeehr gemütlich. Hier gönnen wir uns einige Bierchen und genießen das Flair am See. Anschliessend will Peter noch eine günstigere Nächtigung suchen, um 18:00 halte ich das aber für keine gute Idee mehr und schließlich fahren wir doch zu unserer reservierten Unterkunft Hotel Kristal. Das Hotel liegt zwar nicht direkt am See, hat aber für slowenische Verhältnisse trotzdem hohe Preise. Die Zimmer und die Verköstigung passen aber und einem gemütlichen Abend steht nichts mehr im Wege.
Tag 4 - ca. 2.300 Höhenmeter, 50 km
Bohinjsko See – Vogel – Rodica – Hudajuzna - Podporezen
Nach gutem und reichhaltigem Frühstück gehen wir die Königsetappe an. Zuerst rollen wir um den See und fahren unterhalb der Gondeltalstation den noch recht gut fahrbaren Weg hinauf. Was jetzt folgt, ist Masochismus pur. Der „Weg“ ist eigentlich eine Schipiste und führt ab jetzt in entsprechenden Steigungen weiter. Steil ist gar kein Ausdruck und sogar das Schieben oder Tragen ist mörderisch anstrengend. Das ganze wird durch den groben Schotter auch nicht einfacher und die bereits am Morgen hohe Luftfeuchtigkeit und Temperatur tun ihr übriges. Bei einer flacheren Passage denken wir schon, das Ganze ist überwunden - ja, aber nur bis zur nächsten 40%-Partie. Bis zur Bergstation Koca Merjasec (1.520) entpuppt sich die Strecke als reiner Wahnsinn. Es ist nirgends Wasser zu entdecken! Wir schaffen das alles nur aufgrund der Gnade bringenden Bewölkung. Die Ausblicke von der Bergstation hinunter zum See und rundherum sind ein absolutes Highlight, aber diese Schiebepassage nicht wert.
(no comment)
Nach Rast an der Bergstation geht’s mit aufgefüllten Wasservorräten weiter auf diversen Schipisten bis zur Bergstation des letzten Schleppliftes unterhalb des Sija (1.880). Dieser Abschnitt ist einfacher und teilweise sogar fahrbar zu bewältigen, nur am Ende gibt es noch einmal eine extrem steile Partie. Leichtes Köpfeschütteln ist bei den vielen Touristen, die dort unterwegs sind, erkennbar, als sie uns sehen. Ausnahmsweise können wir es sogar verstehen.
(Blick auf den See & Unterhalb Sija)
Ohne „Morgensport“ ist auch der nun folgende „Schweinesteig“ (unterhalb Sija links – Weitwanderweg 1) mit etwas mehr Gelassenheit zu bewältigen. Der Weg ist nur streckenweise fahrbar und durch diverse Latschenfelder und Ferata’s gespickt. Es sind daher nicht nur am Himmel, sondern auch über unseren Köpfen Gewitterwolken zu erkennen.
(no comment)
Geplant war es, auf den Rodica (1.940) zu „fahren“, aber ohne jede weitere Diskussion „umschiebe“ ich diesen südlich und wir gelangen endlich zum Trail hinunter nach Rut. Hier legen wir eine Pause ein und naschen an unseren Müsliriegeln (die schmecken heute seltsamerweise!). Die Ausblicke sind zwar von Wolken überdeckt, aber trotzdem ansprechend. Bei Topwetter ist es hier sicher traumhaft, aber ob man dann diese Tortur schafft? Es folgt eine Überraschung, der Trail vor dem ich eigentlich Angst hatte, entpuppt sich als komplett fahrbar. Von Rut bis ganz hinauf wurde im Krieg eine Militärstrasse angelegt und das in schönster Steigung. Inzwischen ist sie zwar nur noch ein schmaler Weg, aber ausgenommen der Spitzkehren kann man alles relativ einfach fahren. (Ja - auch Peter). Oben fährt man faszinierend im Fels, teilweise nahe am Abgrund - weiter unten führt der Weg durch dichte Vegetation. Nur an einigen Stellen gibt es Abbrüche, die vernünftigerweise schiebend bewältigt werden – genial. Dieser Toptrail besänftigt unsere Gemüter etwas und ich kann doch noch eine kleine Empfehlung für Wahnsinnige aussprechen (Vielleicht mit Gondelfahrt zur Bergstation etwas Körner sparen).
(diese Belohnung haben wir uns verdient)
Wir münden bei ca. Höhe 1.325 in den nun wieder besser erhaltenen Weg und rollen diesen bis zu einen Abzweig (978) nach Strzisce (790) weiter. Hier habe ich einen kleinen Umweg eingebaut um eventuell in Strzisce ein Gasthaus zu finden. Der Weg führt zwar mehr oder weniger flach und schön (spannende Bauweisen) und zum Schluss steil hinunter nach Strzisce, man kann sich diesen Umweg aber sparen, da wir in Strzisce leider kein Gasthaus finden.
Vernünftiger ist es, gleich hinunter nach Rut und von dort nach Grahovo (300) zu fahren. Mit viel Glück findet man dort ein offenes Lokal. Wir fahren hungrig hinunter zur Hauptstrasse und versuchen unser Glück in Hudajuzna. Auch dieser Umweg bringt nichts (Lokal öffnet erst um 16:00) und auch im eigentlich recht großen Ort Podbrdo (508) werden wir nicht fündig. Erst ein kurzes Stück danach finden wir an der Strasse endlich ein Lokal, das sogar motiviert aussieht und uns freundlich aufnimmt.
(endlich!!!)
Unser Urteilsvermögen ist bei unserem Hunger- und Durststatus sicherlich nicht mehr aussagekräftig. Trotzdem finden wir, dass wir sehr gut essen. Nach ausgiebiger Stärkung geht es weiter hinauf nach Pertrovo Brdo (811) und hier rechts über Rovtar (980) nach Podporezen (1.075). Unsere Beine wollen nach diesen Schiebemarathon nicht mehr richtig und die Hitze bringt uns nochmals ordentlich zum schwitzen. Unsere heutige Unterkunft "MILENA", Turisticna Kmetija ist mehr als speziell.
Beim im Verfall befindlichen Hof lassen wir uns erschöpft nieder. Es begrüßt uns ein gebrechlicher Mann undefinierbaren Alters und „slowenischt“ uns auf, dass die Frau gleich kommt. Die ist nicht weit weg, braucht aber auf Grund gewisser Gebrechen lange, um von der Küche vor die Türe zu kommen. Wir sind zwar dort, wo wir hin wollten, der Standard eines Apfels unterschreitet allerdings alles Bisherige. Zum Glück hat Milena aber Bier (wir verzichten auf Gläser). Leider ist das Bier ungekühlt - der Mann wird das kalte Bier wohl nicht mehr vertragen. Mit Spannung erwarten wir Peters Bericht von der Zimmerbesichtigung, welche sehr lange dauert. Er behauptet zwar, dass Milena so lange über die Stiege benötigt hat, aber ob da nicht ein Schäferstündchen…? Nein, dieser Gedanke ist absolut absurd. Milena ist auch nach 100 Tagen Transalp definitiv keine Gefahr. Glücklicherweise sind Duschen vorhanden und die Bettwäsche sieht frisch aus. Die toten Fliegen sind wohl im Staub erstickt. Der im Vorraum herumliegende Staubsauger scheint jedenfalls schon länger nicht mehr benutzt geworden zu sein. Aber wer wird denn zimperlich sein - das „bisschen“ Unhygiene stört doch uns nicht, oder?
Das Essen ist der nächste Knaller - ein aufgetürmter Turm Nudeln nebst grünem Salat wird kredenzt. Während wir uns vorstellen, wie Melina diesen Turm mit ihren zittrigen Händen aufgetürmt hat, verdirbt dieser Gedanke Fritz anständig den Appetit. Der verwöhnte Fritz ist an andere Standards gewohnt und schafft es mit viel Überwindung, ein paar Nudeln hinunterzuwürgen. Martin, der Streber, besteht jedoch die Mutprobe und isst alles auf - wohlverdient bekommt er als einziger ein Lob fürs brave Essen – von Milena höchstpersönlich. Wir schwafeln irgendetwas von „zuviel“, aber Milena sagt nur: „Ach, bekommt Mutschko“. Das Slowenisch-Wörterbuch bestätigt zwar nicht, dass Mutschko Hund heißt, aber dem Hund oder dem Mann (?) werden die mehr als „al dente“ gekochten Nudeln wohl „munden“. Nicht einmal Martin oder Fritz trauen sich zu fragen, ob es hier Eispalatschinken gibt. Also wird Not gedrungen der etwas trockenen Kuchen probiert. Als wir später auf Wein umsteigen, reinigen wir als erstes die Gläser. Auch im Dunkeln kann man den Reinigungserfolg erkennen. Zur Sicherheit und Desinfektion ordern wir einen Schnaps und kippen diesen ohne zu zögern hinunter. Am Abend (20:00) erklärt Milena, dass sie schlafen geht und wir fragen, ob wir noch einen Liter Wein haben könnten – Nein, Wein ist aus – also noch ein paar Bier geordert und ein paar Kartenpartien später gehen auch wir erschöpft schlafen.
(man gönnt sich ja sonst nichts)
Tag 5 - ca. 2.000 Höhenmeter, 75 km
Podporezen – fast Porezen – Dolenji – Ledine - Idrija – Crni Vrh
Der Morgen bringt auch noch einiges an Überraschungen. Wir werden von Milena geweckt, die bereits ab ca. 5:00 Uhr lautstark in der Küche das Frühstück vorbereitet (kein Wunder, leidet wohl an seniler Bettflucht). Dieses Frühstück ist erwartungsgemäß auch nicht „standard“. Mit allem hätten wir gerechnet – trockenes Brot, Spülwasserkaffee - aber eine gekochte Hauswurst mit Senf, nett mit Tomaten drapiert – das hätten wir uns nie vorgestellt. In der Hoffnung, dass wir dadurch irgendwelche Kräfte mobilisieren können, würgen wir dieses ungewohnte Morgenmahl hinunter.
Bereits um 7:00 verlassen wir diese sehr günstige Unterkunft und sind uns eines sicher: Mit Sparen kann man es auch übertreiben.
(Mahlzeit)
Der folgende Weg ist zwar als Mountainbikeroute ausgezeichnet, entspricht aber eindeutig nicht österreichischen Standard - bei uns würde dieser sicher nie offiziell freigegeben werden. Zwei, drei Hangabbrüche waren auch dabei. Diese Stellen kann man jedoch mit etwas Mühe überwinden und wir münden bei Majdelc (1.048) wieder auf einen breiten Weg, dem wir hinunter nach Jurez (1.000) folgen.
(sicherer Weg & bei Majdelc)
Hier passiert uns (aufgrund meines ungenau eingezeichneten Tracks) ein schwerwiegender Fehler. Wir nehmen bei einer Abzweigung unterhalb von Pavlin (1.127) den rechten statt den linken Weg. Den Irrtum merken wir natürlich zu spät und um Höhenmeter zu sparen, überqueren wir einen Wiesenweg hinüber nach Pavlin. Natürlich endet dieser in einer Sumpfwiese – Schieben, Tragen, Werfen. Dank GPS finden wir überhaupt wieder auf den ursprünglichen Track zurück. Ohne GPS hat man in dieser Gegend sowieso nichts verloren, ständige nicht eingezeichnete Abzweigungen und nicht der Karte entsprechende Straßenverhältnisse machen ein Orientieren mit normalen Karten zum Kunststück.
Kurz nach Pavlin stoßen wir auf einen guten Weg Richtung Porezen. Hier gibt es sogar wieder Markierungen und die Orientierung wird leichter. Nach den gestrigen Anstrengungen ist dieser Weg aber zu steil und wir müssen schon wieder auf den Schiebemodus umschalten. Trotz des tollen Wetters nimmt uns die extremer Luftfeuchtigkeit und die mehr als lästigen Fliegen die Freude an diesem Teilstück. Am Sattel (1.380) vor der Alm Velbnik (1.330) habe ich dann endgültig die Schnauze voll. Vor uns steht zwar einladend der Porezen (1.630), aber aus dem hier ausnahmsweise vorhanden Tourenberichten weiß ich, dass ab der Alm wieder Schieben angesagt ist. Mir reicht es endgültig. Unseren Zeitplan haben wir auch schon weit überschritten! Auch die Jungs sind mir nicht „sehr“ böse, als ich nicht mehr weiter will und wir drehen daher - nicht unbedingt widerwillig - um.
Wir fahren den gleichen Weg zurück bis kurz oberhalb von Pavlin und dann mit einer navigatorischen Meisterleistung nach Dolenji (640) zur Straße nach Cerkno. Es gibt keine Wegweiser, keine Einkehrmöglichkeiten und nur selten Menschen - lästige, kläffende Köter sind das einzige in dieser Einöde. Die positive Überraschung ist die bis hierher ausreichende Wasserversorgung. Bei einer Kehre (600) fahren wir nicht weiter bis Cerkno sondern geradeaus, erst über Asphalt dann über Schotter, immer in angenehmer Steigung bis auf ca. Höhe 800 und dann wieder auf Asphalt nach Kladje Podlanisce (787). Wir befinden uns jetzt auf einer Hochebene östlich des Flusses Idrijica und fahren auf dieser immer wieder auf und ab Richtung Süden (Bende (900), Slabe (1.000), Bevsek (800), Lanisar (659), Sivka (1.000), Ledine (800), Ledinsko Razpotje (700)).
Wir finden wieder einige nette Aussichten, aber keine Top Highlights. Man kann hier getrost einige Abkürzungen einbauen - das ständige Auf und Ab bringt einiges an Höhenmeter mit sich und da nur auf den absoluten Hautstrassen mit Verkehr zu rechnen ist, könnte man sich hier einiges an Arbeit sparen. Auch auf diesen Streckenabschnitt treffen wir nur auf vereinzelte Gehöfte und entsprechend wenig Menschen. Wasser gibt es hier auch schon seltener - also bunkern, wo es geht.
(auf der Hochebene)
Ich hoffe in Ledine auf einen Einkehrmöglichkeit – leider wird uns auf einem touristischen Bauernhof (ein Apfel – wäre interessant gewesen) uns nicht geöffnet. Wir wollen daher schon die Option der Abfahrt ins Tal wählen, aber an der Hauptstrasse ist uns Fortuna doch noch hold. Beim Gasthaus Fortuna sieht es endlich nach Futter aus. Es gibt nur ein Menü, bestehend aus Gulaschtopf und dazu eine Art Gnocchi. Wir haben großen Hunger und uns mundet es hervorragend. Einige Bier tragen zusätzlich zu unserer Stärkung bei und daher folgen wir anschließend doch noch unseren geplanten Track, mit Umweg über Cajni Vrh (850). Der Trail nach Gorje ist dann auch noch recht spannend, „isch des scho richtig?“ – aber komplett fahrbar. Ab Gorje brausen wir auf Asphalt hinunter bis nach Idrija (329).
(Blick auf Idrija)
Idrija ist einer der wenigen größeren Orte und ist sogar etwas touristisch. Wir haben aber noch Arbeit vor uns und die Quellwolken türmen sich bereits hoch über uns auf. Wir fahren auf der Hauptstrasse taleinwärts und zweigen dann rechts ab. Von hier führt ein in wunderbarer Steigung angelegter Weg hinauf auf die westliche Hochebene. Wir können den Grund des Fahrverbotes nicht ergründen. Offenbar geht es anderen auch so - es überholen uns wenige Autos. Peter hat heute den höchsten Motivationsfaktor und gibt ordentlich Gas. Die Ausblicke am Weg sind zwar rar, trotzdem gefällt uns der Weg aufgrund der Steigung sehr gut. Es geht noch auf eine Seehöhe von 760 m hinauf, dann rollen wir hinunter zu unserer Unterkunft Touristischer Bauernhof PR´ MARK (2 Äpfel)
Anscheinend werden Quantensprünge in Slowenien in Äpfel gemessen - diese Unterkunft lässt keine Wünsche offen. Natürlich kein Luxushotel, aber sehr bemüht, gekühltes Bier und ausreichend Wein ist vorhanden. Beim Essen kann man auch nicht meckern (oder sind wir inzwischen schon einfacher zufrieden zu stellen?). Zwar gehen auch hier alle vor uns schlafen, aber das Licht ausmachen beherrschen wir ja schon.
Tag 6 - ca. 1.600 Höhenmeter, 95 km
Crni Vrh – Javornik – Predjama – Pivka – Podtabor – Ilirska Bistrica - Obrov
Bei dem sehr guten Frühstück (ausgezeichnete Hausschinkenplatte), plane ich aufgrund der bisherigen Erfahrungen, die heutige Etappe um und streiche den ersten Abstecher. Wir fahren in den Ort hinein und folgen der in angenehmer Steigung angelegten breiten Straße hinauf bis ca Höhe 824. Von hier zweigt eine schmale Straße Richtung Javornik ab (Ausnahmsweise immer beschildert und markiert). Auch diese führt in angenehmer Steigung weiter und wird erst später zu einer Schotterstraße. Die Ausblicke Richtung Süden sind toll und nach Abfahrt zu einer Kapelle (937) gelangen wir ohne Probleme hinauf zu der Hütte Pirnatova (1.177) unterhalb des Javornik.
(Am Weg zum Javornik)
Leider sind die Ausblicke Richtung Norden etwas diesig und wir nehmen gleich die Abfahrt in Angriff. Es geht erst noch etwas hinauf und danach folgt eine sehr lange tolle Abfahrt über Mlake (884) bis nach Bukovje (590). Eigentlich hätte ich mit mehr Widerstand gerechnet, wir brausen aber ohne nennenswerte Gegenanstiege diese knapp 10 Kilometer lange Strecke hinunter. Ich kann es gar nicht glauben, dass wir so rasch nach Predjama (500) zur Felsenburg gelangen. Nach viel „Gegend“ sind wir jetzt wieder einmal in einer touristischeren Ort. Die faszinierende Burg in der Grotte wird inspiziert und ist unbedingt einen Abstecher wert.
(Predjama)
Wir haben heute aber noch einige Kilometer zu leisten und wir nehmen die „Überführungsetappe“ über Landol, Dilce (540), Orehek (560), Prestanek (533), Koce, Slavina, Selce nach Pivka (548) in Angriff.
Die hügelige Landschaft kann man optisch mit der Steiermark oder Toskana vergleichen. Wir bekommen dies auch durch einige Gegenanstiege bei der Fahrt über die Dörfer entlang einer Nebenstraße zu spüren. Ab Selce müssen wir kurz auf die Hauptstrasse, um nach Pivka zu gelangen. Auch hier gilt: Verkehr nur auf der großen Hauptstrasse und kein Wasser. Pivka ist ein größerer Ort und einige Einkehrmöglichkeiten sind vorhanden. Da es aber noch etwas früh ist, fahren wir am Militärmuseum vorbei und zweigen von der Hauptstrasse ab Richtung Smihel (450). Auf breiter Strasse geht es weiter nach Narin (490). Jetzt hat uns die Botanik wieder. Ein steiler und ausgesetzter Weg zwingt uns, bis zu einer Höhe von ca. 690 immer wieder zum Absteigen. Allerdings wird die Mühe heute mit einem Highlight belohnt. Wir biegen in einen verwachsen wirkenden Weg ein und ich befürchte schon Schlimmstes. Die in den Weg ragenden Brombeerstauden kosten auch einige Abschürfungen, aber der Weg ist faszinierend in den Felsen gehauen und auch eine Tunneldurchfahrt ist vorhanden.
(Weg nach Podtabor)
Wir münden in Podtabor (544) und sind nicht nur von der vorhandenen Wasserstelle begeistert. Es beginnt aber schon wieder die übliche Gasthaussuche und wir fahren über Podstenje hinunter zur Hauptstrasse. Der Wirt in Topolc hat natürlich ausgerechnet heute zu und wir werden erst in Ilirska Bistrica fündig. Auch hier gibt es nur Menüs aber das Wiener Schnitzel mundet ausgezeichnet. Nachspeise inclusive 4x4 bekommen wir auch und ein paar Bier später geht es schon wieder viel fröhlicher weiter. Wir steuern zurück zu unseren Track nach Zarecje (436) und folgen diesen weiter. Bei der nächsten Abzweigung trauen wir uns allerdings nicht. den verfallenen Weg zu folgen und nehmen nach den Erfahrungen der letzten Tage lieber mehr Höhenmeter in Kauf. Wir fahren ein Stück zurück und gelangen über den sehr steilen Weg (heiß ist es auch schon wieder) auf die Straße zwischen Tominje und Harije. Auch hier wähle ich den „wahrscheinlich“ besseren Weg über Harije östlich um den Stausee.
(wo ist der Weg? & Stausee)
Der Stausee wirkt zwar sehr einladend, es ist aber genau nix los. In Tirol würden da wohl zwei oder drei Lokale mehr stehen. Der Weg um den See ist ganz in Ordnung und mit wenig Gegenwehr gelangen wir bis Podbeze (600). Ein weiter Schotterweg führt uns bis zur viel befahrenen Hauptstrasse und mit letztem Elan geht’s noch hinauf bis zum Sattel (580) vor Obrov. Hier kehren wir mit großer Vorfreude im Brauerei/Motel Finidia ein. Schon beim Abstellen der Räder wundern wir uns über Gäste, die aufstehen und das Bierglas fast voll stehen lassen. Nichts desto Trotz ordern wir ein Bier und bekommen auch (aber nicht prompt) einen Radler. Na ja, wir sind ja nicht undurstig und leeren diesen in einen Zug. Nur widerwillig lässt sich die Kellnerin überreden, uns ein richtiges Bier zu bringen. Bald wissen wir warum: das ist kein Bier das ist Sch….. Martin sinniert noch über zuviel Hopfen oder Malz, ich überprüfe die Anschlüsse an der Toilette. Spruch der Transalp 2008 „Essen und schlafen bei Milena mit Finida Bier“ – Abnehmen, Alkoholentzug und wieder dankbare Kinder garantiert!
Wir steigen natürlich sofort auf Wein um. An diesem und auch am Essen ist nichts auszusetzen. Nach ein paar Kartenspielen nimmt auch dieser Tag ein Ende und wir gehen bierbrautechnisch verwundert aber doch zufrieden schlafen.
(motiviert, aber nicht beim Bier)
Tag 7 - ca. 900 Höhenmeter, 120 km
Obrov – Golac – Livade – Parenzana Eisenbahn – Groznjan – Buje - Koper
Auch das Frühstück ist reichlich und gut – daher Empfehlung – but don’t drink the beer, or what ever this is! Wir rollen hinunter nach Obrov (568) und zweigen dort Richtung Golac (640) ab. Ab Golac führt ein breiter Schotterweg bis zur Grenze nach Kroatien (723). Seltsamerweise besteht die Bewachung der EU Außengrenze nur aus einem grünen Schranken.
(Vor der Abfahrt & EU Außengrenze)
Die Landschaft sieht hier irgendwie ganz anders aus und mit einigen „nice views“ rollen wir über den tiefen Schotter (abwärts treten) nach Vodice (664). In Kroatien ist die Gasthauskultur anscheinend gehobener, trotz des kleinen Ortes gibt es hier ein Lokal, das sind wir nicht mehr gewohnt! Über Dane(580) fahren wir in angenehmer Steigung hinauf zu einem Sattel bei Höhe ca. 790 und brausen dann in toller Abfahrt hinunter über Brest kurz vor die Grenze nach Slowenien. Wir fahren aber nicht nach Slowenien, sondern in einer Kehre erst wieder etwas hinauf und dann wieder toll hinunter mit schönen Ausblicken bis nach Krbavcici. Hier wird die Orientierung wieder etwas schwieriger, aber der Weg über die Dörfer erspart uns ein paar Höhenmeter. Wir überqueren die Hauptstrasse und anschließend geht es immer noch leicht abwärts, bei Zonti unter dem verfallenden Kastell vorbei, bis zur Abzweigung bei Istarske Toplice (19!!!) nach Livade (13!!!). Durch diese geniale, lange aber kurzweilige Abfahrt haben wir bereits um 10:00 knappe 50 km hinter uns gebracht. In Livade soll jetzt das Highlight Parenzana folgen.
Auszug aus http://www.slovenia.info/de/kolesarjenje/Parenzana.htm?kolesarjenje=303&lng=3
Der Weg führt auf der Trasse der ehemaligen Schmalspurbahn Parenzana, die von Triest nach Poreč fuhr und zum Symbol der Freundschaft zwischen slowenischen, italienischen und kroatischen Gemeinden wurde. Auf der Parenzana kann man wandern, joggen, Rad fahren. Sie ist für jedermann geeignet. Am Weg gibt es eine Reihe von Einkehrstätten, wo man eine Verschnaufpause einlegen kann. Die Parenzana führt durch alle Küstenorte, geht eine Zeitlang am Meer entlang, schlängelt sich zwischen Weinbergen und Olivenhainen, passiert kurze beleuchtete Tunnels, durchquert Täler und steigt die Hügel hoch. Zu besichtigen ist der alte Bahnhof von Dekani, die Brücke über di Rižana, erbaut 1939 an der Stelle der alten, die als Alteisen verkauft wurde, die Salinen von Strunjan und Sečovlje, die Lebensraum von unzähligen Möwen sind...man reist durch die fruchtbaren Weinberge in den Šavrini Hügeln und durch das droatische Istrien und lässt sich von den Bäuerinnen mit heimischen Genüssen verwöhnen: mit Wein, Oliven und Olivenöl, Feigen und vielem mehr.
Die komplette Trasse der ehemaligen Parenzana Eisenbahn soll - gefördert mit EU Geldern - als Rad- und Wanderweg wieder errichtet werden. Leider finden wir in Livade den Einstieg in die Parenzana nicht und da ich mir nicht sicher bin, ob der Radweg schon bis Livade errichtet ist, probieren wir es ein Stück weiter westlich. Wir fahren einen Weg hinauf und sehen uns bei einem Tunnel, der wie eine Eisenbahnunterführung aussieht um. Laut GPS sind wir genau unter der Parenzana, aber sie sieht komplett verwachsen aus – schade – umdrehen. Wir fahren durch den Tunnel zurück, der mir sehr lange vorkommt, daher fahren wir zurück. Fritz springt den Hang hinauf und teilt freudig mit, dass es sich um einen guten breiten Schotterweg handelt. Die Räder geschnappt und gleich durch das Dickicht hinauf und siehe da: es ist wahr! Wir folgen diesem Weg, der in absolut flacher Steigung den Hang entlang hinaufführt. Die erste Überraschung folgt nach einer Brücke, wir fahren in einen Tunnel und denken schon „da ist’s aber dunkel“. Aber es ward Licht – vollautomatisch, durch Bewegungsmelder gesteuert geht das Licht im Tunnel an. Der Spaß ist natürlich riesengroß, aber auch die Brücken über Gräben und die verwachsene Bahn beeindrucken.
(Parenzana Impressionen)
Vor lauter Stress haben wir in Livade vergessen, unsere Trinkflaschen aufzufüllen - die knappen 15km bis Groznjan (300) sind nicht zu unterschätzen. Es gibt auch leider keine Wasserstellen, Gasthäuser bzw. angepriesene Einkehrmöglichkeiten sind hier überhaupt nicht vorhanden. Kurz vor Groznjan verlässt der Radweg die Parenzana. Der Tunnel wird hier inzwischen zur Pilzzucht verwendet und wir werden über Groznjan „umgeleitet“. Der Brunnen in Groznjan wird von uns mehr als dankbar angenommen und wir füllen unseren leeren „Kessel“ auf. Groznjan ist ein nett auf der Anhöhe gelegener, größerer Ort mit besichtigungswürdigen Gebäuden. Ich will aber noch bis Buje hinunterfahren (171) und wir steuern daher doch noch weiter.
(Hinweisschilder in Groznjan)
Ab hier wurde anscheinend der Ausbau der Parenzana an eine andere Baufirma vergeben. Wegen des groben Schotters ist die Abfahrt sehr mühsam und unsere bisherige saubere Defekt-Bilanz wird verschlechtert. Nachdem ich meine lockeren Schrauben beim Gepäcksträger befestigt habe, kann Fritz nicht mehr weiterfahren – Patschen. Wir zählen gleich drei Löcher in seinen Schlauch! Auch sein Mantel sieht alles andere als gut aus. Beides wird kommentarlos getauscht.
(Doch noch Defekt)
Da die Parenzana hier ohne Highlights verläuft, wechseln wir auf die in der Nähe verlaufende Hauptsstraße und gelangen auf dieser rüttelfrei hinunter bis Buje. In Buje finden wir auch bald eine tolle Einkehr und endlich können wir wieder „a la carte“ aus dem Vollen schöpfen. Einzig den Grappa will uns das „Dirndal“ nicht bringen! Nach sehr gemütlichem, gutem und reichlichem Mittagessen gehen wir die letzten Kilometer an.
(Blick auf Buje)
Nach kurzer Suche finden wir den Parenzana-Radweg wieder und folgen diesen weiter bis Caldania (115). Ab hier würde die Parenzana in weiten Bogen Richtung Küste und wieder retour führen, wir sparen uns diese Sonderkilometer und stechen gleich direkt über die Hauptstrasse hinunter zur Grenze nach Slowenien. Erstmals benötigen wir unsere Ausweise und nachdem auch diese Hürde bewältigt ist, meldet Fritz schon wieder Defekt. Wir suchen im Schatten eines Baumes Schutz vor der Sonne und erledigen auch dieses Problem. Faszinierend geht es erst an Salzfeldern vorbei und dann weiter entlang der Küste. Bei der Marina Lucija münden wir an einen Campingplatz, diesen umfahren wir und gelangen wieder zurück zum Radweg - vorbei an Portoroz (24) erreichen wir Strunjan. Wieder dürfen wir eine Tunneldurchfahrt genießen und weiter geht es über den jetzt komplett asphaltierten und gut markierten Radweg nach Isola.
Nach Isola passiert uns fast ein Navigationsfehler, der Radweg direkt entlang der sehr viel befahrenen Küstenstrasse ist aber bald gefunden und diesen folgen wir bis Koper (0). Dieser Küstenabschnitt ist extrem bevölkert, verkehrsreich und nicht gerade sauber, trotzdem überwiegt die Faszination Meer.
(kurz vor Koper)
Martin findet eine tolle Strandbar in Koper, in der wir uns auf einige Finishbiere niederlassen und diesen heißen Nachmittag begeistert ausklingen lassen. Irgendwann sitzen wir etwas widerwillig auf die Räder und fahren doch noch zu unserer Unterkunft Hotel BIO. Sieht gut aus und ist es dann auch, wir werden ausgezeichnet versorgt und es wird ordentlich gefeiert.
(Siegerfoto!!)
Tag 8 - Samstag 5.Juli (ca. 330 Höhenmeter, 53 km)
Koper – Triest – Duino
Trotzdem Peter schon lautstark umher läuft, schaffe ich es erst, um 8:00 Uhr frühstücken zu gehen. Wir frühstücken sehr gemütlich auf der Terrasse und ich dürfte gestern sehr viel gefeiert haben, denn vom nächtlichen Unwetter habe ich nichts mitbekommen.
Wir verabschieden uns auch von dieser sehr guten Unterkunft und finden auch gleich den Radweg nach Triest. Unsinnigerweise ist dieser teilweise „überbeschriftet“ - dann an relevanteren Stellen fehlen die Wegweiser wieder völlig. Da ich für unsere „Ausrolletappe“ keinen Track gelegt habe, irren wir teilweise entsprechend umher. Der Radweg führt auch hier mit angenehmen Steigungen und tollen Blicken weiter. An der Grenze nach Italien ist aber Ende mit unserer Navigationskunst. Nicht vorhandene bzw. irreführende Wegweiser veranlassen uns, die Hauptstrasse nach Triest zu nehmen. Im Enddefekt führt das dazu, dass wir auf der Stadtautobahn landen. Diese verlasse ich dann doch lieber, wenn auch ungern – rollt doch so gut. Mich nervt das Orientierungschaos irgendwann so sehr, dass ich auf die Autonavigationsoftware im Radmodus zurückgreife. Diese führt uns dann zwar nervig (fahren Sie …. Jetzt! links), aber doch nach Triest ins Zentrum zum Hafen. Auch Triest ist eine Reise wert, der Hafen mit den großen Schiffen ist imposant und die Bauten aus der Kaiserzeit sind auch einige Blicke wert.
(Triest & an der Küstenstrasse)
Das bezahlen wir im Cafe am Hauptplatz auch entsprechend und legen 32.- für ein 4x4 ab. Ich wundere mich noch über die fehlenden Tauben am „Markusplatz“, aber das hätten wir ja auch wissen können – sind ja schon älter als 5 Jahre.
Nach dieser Abzocke fahren wir auf der Küstenstrasse weiter und ich bin überrascht über den wenigen Verkehr (oder sind alle schon am Meer). Der Rückenwind bläst uns mit großer Unterstützung bis Miramare. Auch Miramare ist einen Abstecher wert und wir schieben - verbotenerweise - unsere Räder an den Schlösschen (versteh nix italisch) vorbei und gelangen durch den sehr schönen Park über Grignano zurück auf die Küstenstrasse.
(Miramare)
Nach diesem für uns ungewöhnlichen Besichtigungsmarathon, wollen wir noch eine nette Einkehrmöglichkeit zum „Absacken“ finden - aber es will uns nichts so richtig gefallen. Ein verlorenes Duell mit einem Rennradfahrer später (dabei haben wir jetzt so brav trainiert!), beschließt Martin, nach Duino hinunter zu fahren. Ich sehe uns schon wieder mühsam diese Höhenmeter zurückstrampeln, aber das Glück ist uns wieder hold. Martin hat das Gasthaus suchen doch noch nicht verlernt und wir landen in diesem relativ „untouristischen“ Küstenörtchen in einem tollen Fischlokal. Wir genießen das ausgezeichnete Essen und lassen den Fisch in reichlich Wein schwimmen. In dieser tollen „Location“ warten wir auf Annemarie und Elvira, die uns dankenswerter (!!) Weise mit dem Auto abholen.
(sehr gemütlich)
Resümee:
Eine mehr als zu empfehlende Transalp-Variante durch verschiedenste Landschaften und mit eindrucksvollem Ziel am Meer. Ohne GPS - vor allem in Slowenien - wahrscheinlich unmöglich zu bewältigen. Versorgungstechnisch ein Horror, lässt sie die Dankbarkeit über jegliche Form von Einkehrmöglichkeiten steigen und der Abenteuerfaktor ist Top. Eine Art Pionierleistung die noch an mehreren Stellen überarbeitet gehört – aber bisher gab’s von dieser Gegend noch nicht viel Info. Also nachmachen, schwitzen, hoffentlich nicht Hungern und Highlights berichten!!!!